VW plant, Mitte bis Ende 2019 ein Cargo-Bike mit einem E-Motor von Continental auf den Markt zu bringen. Das dreirädrige Cargo e-Bike soll mit bis zu 25 km/h die sogenannte letzte Meile im Transport von Lasten auf umweltfreundliche und emissionsarme Art und Weise zurücklegen.
Die Abteilung Nutzfahrzeuge von VW präsentierte die Serienversion des Lastenrads auf der micromobility expo, die vom 1. Mai bis zum 4. Mai 2019 in Hannover stattfand. Leiter des Projekts ist Thomas Ludewig, der das Ziel des Cargo e-Bikes darin sieht, die urbane Mobilität zu verändern und Emissionen zu reduzieren.
Motorunterstützung wie herkömmliche Pedelecs
Das Lastenrad von VW soll den Fahrer oder die Fahrerin wie herkömmliche Pedells mit einem 250 Watt starken Mittelmotor unterstützen. Erreicht werden Geschwindigkeiten bis maximal 25 km/h. Daher kann das Lastenrad ohne Führerschein und ohne separate Versicherung genutzt werden. Es ist praktisch überall einsetzbar, in großen Anlagen wie auch im innerstädtischen Lieferverkehr. Vor allem im städtischen Lieferverkehr sieht VW Nutzfahrzeuge laut eigenen Aussagen die Zielgruppe. Vom Handwerker bis zum Pizzalieferanten sollen künftig alle mit dem elektrisch unterstützten Lastenrad zum Kunden oder zur Kundin kommen.
Die verbauten Lithium-Ionen-Batterie hat 500 Wh, was dem Lastend eine Reichweite von maximal 100 km gibt. Nur drei Stunden sollen ausreichen, um den Akku des Rads zu 80 % aufzuladen. Für eine vollständige Ladung sind 4,5 Stunden vorgesehen. Das Design des Rads ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig: Die Ladefläche befindet sich zwischen den beiden Vorderrädern direkt auf der Achse. Damit das Transportgut auf der Ladefläche stets waagerecht gehalten wird, ist in der Vorderachse eine entsprechende Kinematik verbaut. Bis zu 210 kg soll das selbst nur 40 kg schwere Rad inklusive Fahrer befördern können, das Ladevolumen liegt bei etwas mehr als einem halben Kubikmeter. Mit seinen 2 m Länge und 89 cm Breite ist das Cargo E-Bike nicht allzu groß.
Neuer Trend? Zunehmend Cargo e-Bikes in deutschen Städten erwünscht
VW will das Cargo e-Bike im VW Nutzfahrzeug-Werk in Hannover bauen lassen, der Produktionsstart steht offenbar kurz bevor. Ob sich das Rad bei den Lieferfirmen sowie Unternehmen im Einzelhandel und Kleinhandel etablieren wird, bleibt abzuwarten. Noch sind Lastenräder eher selten zu sehen in den deutschen Innenstädten. Eine Ausnahme bildet die Post, die schon länger mit elektrisch getriebenen Lastenrädern ausliefert. Einige deutsche Städte bezuschussen die Anschaffung der Cargo e-Bikes bereits, sie wollen emissionsfreie Lieferwege unterstützen. Mit voraussichtlich etwa 5.000 Euro Anschaffungskosten wird das e-Bike von VW nicht gerade günstig sein.
Der Grund dürfte nicht nur in der Autoliebe der Deutschen liegen, sondern im praktischen Bereich: Städte und Ortschaften sind in Deutschland immer noch extrem autofreundlich gebaut. Vielerorts fehlen Fahrradwege, und die wenigen vorhandenen Fahrspuren sind mit 60 cm bis 80 cm nicht unbedingt breit. Oft genug sind sie zugeparkt, werden als zusätzliche Autospur genutzt oder als Haltestreifen für größere Lieferfahrzeuge. Diese Hindernisse fallen natürlich weg, wenn die Firmen auf Cargo e-Bikes umsteigen. Trotzdem wird die Einhaltung der Verkehrsregelungen für den Fahrradverkehr immer noch unzureichend kontrolliert, die bestehenden Regelungen viel zu selten durchgesetzt. Es ist also nicht einfach für Lastenräder in den Städten.
VW Nutzfahrzeuge ist nicht der einzige Hersteller, der neuerdings auf elektrisch unterstützte Fahrräder setzt. Die Robert Bosch GmbH präsentiert im Rahmen der IAA 2018 ein E-Cargo-Bike mit 63 Nm Drehmoment, das vor allem beim Anfahren in Hanglage für mehr Schwung und Komfort sorgen soll. Der Karosserie- und Fahrzeugbau Thomas Geßner GmbH hatte ein Aluminiumlastenrad mit Hubladefläche in der Ausstellung, das eine stufenlose Beladung in Höhen von 450 mm bis 1100 mm erlaubt und die LastMileBox auf der Hinterachse transportiert. Ein weiteres Lastenrad des Herstellers erlaubt mit Gabelzinken und Handführung den Transport von Europaletten mit bis zu 250 kg Gewicht. Lambert SAS stellte eine Weiterentwicklung des 3rädrigen Elektrofahrrads Freegone von Kleuster vor, das als autonomes Kühlfahrzeug die letzten Meter des letzten Kilometers bewältigen soll. Und auch MOVR hat mit dem MOVR25 ein Profi-Lastendreirad mit Transportcontainer ausgestellt, und Urban Arrow stellte ein weiteres Lastenrad vor. Es tut sich also einiges auf diesem Gebiet, die Konkurrenz für VW ist groß.