Lange hat es gedauert, doch nun sind sie auch endlich in Deutschland verfügbar: Umweltschonende E-Scooter, mit denen man schnell und einfach von A nach B gelangen kann. Doch während vor allem jüngere Bundesbürger die sportlichen Roller feiern, können insbesondere Einwohner von Großstädten den neumodischen Gefährten nur wenig abgewinnen.
E-Scooter sind ein neuer Trend im Bereich der Fortbewegung, den vor allem junge Menschen zu schätzen wissen: In den USA gehören sie längst zum Stadtbild und auch in zahlreichen europäischen Ländern schwören die Menschen auf die abgaslosen Flitzer. Bis sich auch deutsche Bundesbürger auf die flotten Roller schwingen durften, ging zuerst etwas Zeit ins Land, da man hierzulande noch an speziellen Vorschriften für deren Benutzung arbeitete: Im Gegensatz zu den allermeisten anderen Ländern dürfen E-Scooter hier maximal 20 km/h fahren, darüber hinaus muss eine Sicherheitsausstattung in Form von Bremse, Klingel und Beleuchtung gegeben sein.
Angesichts der vielen Vorschriften, zu denen auch eine Versicherungspflicht und ein Mindestalter von 14 Jahren gehören, entwickelte sich der E-Scooter-Markt in Deutschland anfänglich ein wenig schleppend. Mittlerweile ist das E-Scooter-Sharing, bei dem ein Anbieter ähnlich wie beim Car-Sharing ein Gefährt auf Leihbasis anbietet, jedoch rasant expandiert: Vor allem in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München sieht man die flotten Gefährte mittlerweile an nahezu jeder Straßenecke stehen. Die Leihgebühr beträgt in der Regel nur wenige Cent pro Minute oder Kilometer, der Kunde hat zudem die Auswahl aus verschiedensten Anbietern wie Lime, VOI, Tier, Bird oder Circ. Besonders praktisch ist hier natürlich die Tatsache, dass der E-Scooter nach der Verwendung nicht an seinen einstigen Startplatz zurückgebracht werden muss, sondern stattdessen an einem beliebigen Punkt in der Stadt abgestellt werden kann – bequemer geht es eigentlich nicht. Mittlerweile gibt es deutschlandweit über 10.000 E-Scooter, die nur darauf warten, von einem umweltbewussten Menschen gefahren zu werden. Sie eignen sich hervorragend für eine Verwendung in den ohnehin schon überfüllten Innenstädten, in denen es kaum noch Parkplätze für Autos gibt, gerade bei kürzeren Strecken wird durch den Verzicht auf das Auto zudem die Umwelt geschont.
Nicht jeder Bundesbürger ist Freund von E-Scootern
Doch nicht jeder kann mit den neumodischen E-Scootern etwas anfangen: Gerade in Großstädten beschweren sich viele Menschen darüber, dass die Roller oft Gehwege in der Stadt blockieren, da sie von den Verwendern oftmals achtlos an Plätzen abgestellt werden, wo sie eigentlich nicht stehen sollten – beispielsweise in Einfahrten. Vor allem jüngere Menschen nehmen die vorgeschriebenen Regeln im Umgang mit den E-Rollern zudem nicht allzu ernst und fahren zu zweit oder rücksichtslos gegenüber Fußgängern auf dem Bürgersteig. Viele E-Scooter-Gegner sind zudem der Meinung, dass die mobilen Flitzer nicht allzu viel im Bereich Nachhaltigkeit leisten würden. Tatsächlich ist ein Rückgang des Autoverkehrs seit der Einführung der Roller noch nicht zu verzeichnen, da viele Menschen die Gefährte vor allem zur Unterhaltung nutzen – ob sich daran in Zukunft etwas ändern wird, muss sich aber erst noch zeigen.
E-Scooter: Nicht ganz so umweltfreundlich wie gedacht?
Interessant ist allerdings auch die Tatsache, dass ausgerechnet die Herstellung und Wartung von E-Scootern alles andere als umweltfreundlich verläuft: Bei der Herstellung der in den Rollern eingesetzten Akkus werden Unmengen an CO2 verbraucht, die ein Rollerfahrer ja gerade vermeiden möchte – ein Widerspruch in sich. Darüber hinaus müssen die Akkus der Scooter ja irgendwann auch wieder aufgeladen werden. Und hier wird es besonders skurril: So sind in Berlin und anderen Großstädten beispielsweise Privatpersonen im Einsatz, die die Flitzer abends mit einem Kleintransporter einsammeln und über Nacht an der heimischen Steckdose aufladen – hierfür gibt es vom Anbieter der Scooter einen finanziellen Ausgleich. Danach werden die Roller wieder an ihren ursprünglichen Ausleihplatz befördert, ebenfalls in einem benzinbetriebenen Fahrzeug, wodurch das von den Rollern eingesparte CO2 ad absurdum geführt wird.
Auch die Frage, mit welcher Stromart die Roller aufgeladen werden, spielt für das Thema Nachhaltigkeit natürlich eine entscheidende Rolle: Während der Anbieter Lime bereits bekannt gab, zur Aufladung ausschließlich Strom aus 100% erneuerbaren Energiequellen zu nutzen, arbeitet der Anbieter Tier momentan daran, einen möglichst großen Anteil an Ökostrom zu nutzen. Der Anbieter Circ ging auf eine dementsprechende Nachfrage hingegen überhaupt nicht ein.
Fakt ist ebenfalls: Da E-Scooter noch nicht allzu lange in Deutschland zugelassen sind, gibt es beim Umweltbundesamt noch keine Zahlen zur CO2-Bilanz der Roller. Auch hier mahlen die Mühlen in der Bundesrepublik offenbar langsam.