Wer mit dem eBike unterwegs ist, der möchte möglichst effizient und energiesparend vorankommen. Seit ein paar Jahren haben eBike Fahrer die Wahl zwischen einem E-Bike Riemenantrieb und einem Kettenantrieb. Beide Antriebsarten haben ihre Vor- und Nachteile. Der folgende Faktencheck klärt, welcher Antrieb sich besser für ein eBike eignet.

1. Eine Fahrradkette ist überall erhältlich

Riemenantrieb Wer mit seinem  in Deutschland unterwegs ist, braucht sich keine Gedanken darüber zu machen, wo er im Falle einer Panne einen neuen Riemen herbekommt. Riemenantriebe sind in Deutschland mittlerweile fast genauso etabliert wie Kettenantriebe. Ein Ersatzriemen ist daher genauso leicht und schnell erhältlich wie eine Ersatzkette. Anders sieht es aus bei Touren im Ausland. In vielen Ländern haben sich Riemenantriebe noch nicht so durchsetzen können wie in Deutschland. Bei eBike-Reisen im Ausland sollte daher ein Ersatzriemen mitgenommen werden. Riemen sind zwar etwas größer als eine Kette und können nicht so einfach verstaut werden, dafür sind sie aber wesentlich leichter.

2. Für einen Riemenantrieb braucht das eBike einen speziellen Rahmen

Anders als eine Fahrradkette kann ein Riemen nicht geteilt werden, um ihn zu montieren. Um einen Riemen zu montieren, muss der Rahmen des eBikes in der Regel geöffnet werden. Die meisten Rahmen haben dafür ein kleines Rahmenschloss. Zudem muss die Riemenspannung eingestellt werden können. Eine weitere Voraussetzung für einen effizienten E-Bike Antrieb mit einem Riemen ist, dass der Rahmen möglichst steif gebaut ist. Ist der Rahmen nicht stabil genug, kann er sich verwinden. Die Folgen sind ein vorzeitiger Verschleiß des Riemens und unangenehme Antriebsgeräusche.

3. Der Antriebsriemen hat eine längere Lebensdauer

Riemenantrieb Wie lange der Antriebsriemen oder eine Kette hält, ist vor allen Dingen von der Fahrweise, den Umgebungsbedingungen und dem Gelände abhängig, in dem das eBike bewegt wird. Allgemein hat sich in den vergangenen Jahren jedoch gezeigt, dass ein Riemen unter gleichen Bedingungen etwa zweieinhalb bis dreimal so lange hält wie eine Kette. Wichtig für eine lange Lebensdauer ist vor allen die richtige Montage des gesamten Antriebs und exakt fluchtende Riemenscheiben oder Kettenblättern. Die Art der Schaltung hat ebenfalls einen Einfluss auf die Lebensdauer einer Kette. Bei einer Getriebeschaltung werden Ketten weniger belastet und verschleißen langsamer als bei einer Kettenschaltung.

4. Eine Kette ist wartungsintensiver als ein Riemen

Damit eine Kette einwandfrei funktioniert und die Kraft optimal übertragen kann, muss sie regelmäßig gepflegt werden. Ketten müssen gereinigt und geölt werden. Insbesondere bei Fahrten im Winter können Schmutz und Tausalz einer Kette erheblich zu setzen. Im Gegensatz dazu ist ein Riemen praktisch wartungsfrei. Nur die Riemenspannung sollte regelmäßig überprüft werden. Mehr Pflege braucht ein Riemen in der Regel nicht.

5. Eine Kette längt sich, ein Riemen nicht

Konstruktionsbedingt verschleißen die Verbindungsbolzen zwischen den einzelnen Kettengliedern und werden dünner. Dadurch entsteht mehr Spiel und die Kette wird mit der Zeit ein Stück länger. Dadurch verringert sich der Wirkungsgrad es gesamten Antriebs. Bei starkem Verschleiß kann die Kette sogar durchrutschen und die Schaltung wird nicht mehr funktionieren.

Ein Riemen längt sich nicht
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Ein Riemen kann sich nicht längen. Entweder er behält seine Länge oder er reißt. Diese Eigenschaft verdankt der Riemen seinem Aufbau. Im Inneren des Riemens übernehmen entweder Carbonfasern oder Aramidfasern die eigentliche Kraftübertragung. Und diese Fasern können sich praktisch nicht dehnen. Allerdings sind Riemen dadurch empfindlicher gegen seitliche Schläge oder Stöße – beispielsweise, wenn sich ein kleiner Ast zwischen Riemen und Riemenscheibe verfängt.

6. Eine Kette kostet weniger als ein Riemen

E-Bike Kettenantrieb

Ob eine Kette günstiger ist als ein Riemen, hängt in erster Linie von der Qualität ab. Ein Riemen kostet ab etwa 50 Euro aufwärts. Den gleichen Preis müssen eBike Fahrer auch für eine hochwertige Kette bezahlen. Zwar gibt es auch günstige Ketten ab etwa 10 Euro, die Freude an diesen Billigprodukten währt aber wahrscheinlich nicht lange. Ein Kettenantrieb hat zudem noch weitere Nachteile. Die Kettenblätter, Ritzel und Ritzel-Kassetten sind verschleißanfällig und müssen häufiger gewechselt werden. Somit ist der Riemen am Ende der Sieger im Preisvergleich.

7. Ein Riemen hat einen höheren Wirkungsgrad als eine Kette – oder ist es umgekehrt?

Eine neue, saubere und gut geschmierte Kette hat unter normalen Bedingungen einen höheren Wirkungsgrad als ein Riemen. Diesen Vorteil kann sie aber nur in Verbindung mit einer Kettenschaltung voll ausspielen. Getriebe- oder Nabenschaltungen reduzieren den Gesamtwirkungsgrad des Antriebs erheblich. Zwar sind Nabenschaltungen und Zentralgetriebe im Vergleich zur Kettenschaltung wesentlich wartungsärmer, aber bei der Kraftübertragung geht ein größerer Teil der Energie durch eine höhere innere Reibung verloren.

Pedelec
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Allerdings sind diese Unterschiede im Alltagsbetrieb praktisch nicht spürbar. Deutlich mehr bemerkbar machen sich ein falscher Reifendruck, Gegenwind und ein bei der Wartung vernachlässigter Antrieb. Aber auch der Riemen hat seine Vorteile. Der Wirkungsgrad eines Riemenantriebs wird umso besser, je mehr Kraft übertragen werden muss. Insbesondere bei den hohen Drehmomenten eines E-Motors hat ein Riemen deutliche Vorteile bei der Effizienz der Kraftübertragung im Vergleich zu einer Kette.

8. Ein Riemen reißt leichter als eine Kette

E-Bike Riemenantrieb Im Mai 2018 ist der Riemenantrieb in Verruf geraten. Wegen des Rückrufes des sogenannten Ikea Rades. Grund für den Rückruf war ein mögliches Reißen des Riemens. Im Normalfall reißt ein Riemen jedoch nicht schneller als eine Kette. Ein plötzlicher Riemenriss bei einem eBike kommt so gut wie nicht vor. Wichtig ist, dass die Riemenscheiben perfekt fluchtend montiert sind. Wenn der Riemen seitlich scheuert, kommt es zu einem vorzeitigen Verschleiß und der Riemen kann reißen. Zudem muss der Riemen mit der richtigen Spannung montiert werden. Auch sollte vermieden werden, den Riemen mit Gewalt auf die Riemenscheiben zu zwingen. Gleiches gilt für Kettenantriebe. Wenn die Kettenräder nicht richtig fluchten, verschleißt die Kette frühzeitig, kann früher oder später reißen und die Kettenräder werden übermäßig beansprucht. Nicht zuletzt spielt die Qualität des Riemens und der Riemenscheiben eine wichtige Rolle für die Lebensdauer des Riemens.

9. Ein Riemen eignet sich besser für den Winter

Der Riemen ist wintertaugliche Riemen sind absolut wasserfest und setzen keinen Rost an. Im Gegensatz zu Ketten aus Stahl sind sie unempfindlich gegenüber Salzwasser. Eine Kette muss im Winter häufiger als sonst gepflegt werden. Damit die Kette auch im Winter zuverlässig ihren Dienst verrichten kann, muss sie regelmäßig gereinigt und neu geölt werden. Riemen haben bewiesen, dass sie bei Temperaturen bis zu -20° einwandfrei funktionieren und keine Leistungseinbußen auftreten.

Wer auf eine Antriebskette schwört, der sollte im Winter ein niedrigviskoses und wasserabweisendes Öl zum Schmieren der Kette verwenden. Niedrigviskose Kettenöle bilden einen gut haftenden Schutzfilm um die einzelnen Kettenglieder. Wasser mit Salz und Schmutz kann besser abperlen und die Kette ist für längere Zeit vor Rost geschützt.

Fazit

Wie der Faktencheck zeigt, haben sowohl Kette als auch Riemen ihre Vor- und Nachteile. Die Entscheidung für eine Kette oder für einen Riemen ist daher eine Frage der persönlichen Vorlieben und Ansprüche an den eBike-Antrieb.