Gemäß dem Motto „es gibt keine dummen Fragen“, geben wir hier Antworten, die dem Einsteiger bei seiner Entscheidung, ein E-Bike zu kaufen, weiterhelfen. Wir haben dazu die typischen und meist gestellten Fragen unserer Leser gesammelt. Wer möchte, kann sein E-Bike-Wissen testen und bestimmt noch etwas dazulernen.
Was darf ein eBike eigentlich kosten?
Die Meinungen driften bei dieser Frage völlig auseinander. Die einen versprechen, für 999,- EUR das “perfekte eBike” zu haben, während andere stolz das 8.000,- EUR teure E-MTB präsentieren und der Meinung sind: “Drunter geht’s nicht.” Die Antwort nach dem angemessenen Preis liegt wohl irgendwo dazwischen. Aber wo? Betrachten wir doch einmal den Markt.
Die Nachfrage an eBikes steigt nach wie vor ungebrochen. Seit Jahren verzeichnet die eBike Branche wachsende Umsätze zwischen 23% und 28% per anno. Corona hat diesen Trend nochmals signifikant verstärkt. Wurden in 2018 noch eine Million eBikes verkauft, waren es im Jahr 2020 bereits 2 Millionen eBikes. Eine Steigerung von 100% innerhalb von zwei Jahren. Stärke gestiegen sind derweil die Umsätze der gesamten Branche. Betrugen die Gesamtumsätze der Fahrradbranche im Jahr 2018 noch 3,6 Mrd Euro, waren es 2020 sogar unglaubliche 10 Mrd Euro.
Das Jahr 2020 war aussergewöhnlich
Die Nachfragesituation hat dazu geführt, dass Händler nur selten Rabatte einräumen, oder Sonderverkäufe machen mussten. So betrug der durchschnittliche Verkaufspreis eines eBikes im Jahr 2020 stattliche 2.975,- EUR. Im Gegensatz zum den 630,- EUR, die ein konventionell Fahrrad in 2020 kostete. Diese Preisdifferenz ist jedoch nicht nur durch die Nachfrage alleine zu erklären, sondern durch zwei Effekte: erstens korrigieren die Kinderfahrräder etwas den Preis konventioneller Fahrräder nach unten. Dieses Segment ist bei den eBikes nicht relevant. Zum anderen ist im Markt der eBikes das vollgefederte E-Mountainbike das am stärksten wachsende Segment. Hier greifen die Kunden gerne nach der besseren und teureren Ausstattung.
Was sollte man für ein eBike ausgeben?
Kurz und knapp: Ab 1.600,- EUR kann man ein brauchbares Hardtail bekommen, ab 2.000,- EUR ein gutes City-E-Bike mit alltagstauglicher Ausstattung. Ein ordentliches E-Kompaktbike gibt es ab 2.500,- EUR. Ein vollgefedertes eMTB oder ein Cargo-E-Bike, welches wirklich seinem Namen gerecht wird, ist nicht unter 3.000,- EUR zu bekommen. Und für ein ordentliches S-Pedelec sollte man mindestens 3.500,- EUR einplanen. Die Qualität steht also in direktem Zusammenhang zum Preis. Eine günstige Alternative sind Letztjahres E-Bikes, die zum Saisonende zum Teil stark vergünstigt angeboten werden. Aufgrund der momentanen Nachfrage sind aber auch dieses Schnapper meist schon vergriffen. Man muss also entweder schnell sein, oder sich auf lange Lieferzeiten einstellen. Wer beides nicht will oder kann, muss tiefer in die Tasche greifen – unabhängig der eigenen Ansprüche an ein eBike.
Vorsicht vor günstigen Angeboten im Internet
Wer beim Händler nichts findet, wählt oft den Weg ins Internet. Doch die oftmals günstigen Preise sind mit Vorsicht zu betrachten. Wenn es sich um eine bekannte Ebike-Marke handelt, die wirklich auffällig unter UVP gehandelt wird, sollte man den Online-Shop genauestens prüfen (z.B. mit dem Trusted-Shops-Siegel mit Link) und mit dem Kaufpreis nicht in Vorleistung gehen. Oft genug handelt es sich um einen Fake-Shop. Das heisst: die Ware wird nicht geliefert, das Geld ist und der Shopbetreiber sind über als Berge.
Doch auch wenn allzu günstige No-Name eBikes angeboten werden, sollte man eine gesunde Skepsis walten lassen. Oftmals entsprechen diese E-Bikes nicht den gesetzlichen Bestimmungen und haben keine EU-Konformitätserklärung inkl. CE Kennzeichnung und keine elektromagnetische Emissionsprüfung. Sie dürften dann garnicht nach Europa verkauft werden. Wir raten von E-Bikes ohne CE-Kennzeichnung ausdrücklich ab, da sie im Fall eines Unfalles empfindliche Strafen nach sich ziehen können.
Geändertes Nutzungsverhalte beachten
Zum anderen hat man an diesen No-Name-eBikes nicht lange Freude, da die mindere Qualität der Komponenten im Gegensatz zum Nutzungsverhalten steht mit einem eBike geht man statistisch betrachtete doppelt so oft nach draussen und legt dabei 1,5-mal so lange Strecken zurück. Daher sollte man sich selbst den Gefallen tun und zu einer höheren Qualität greifen, als man bei einem konventionellen Fahrrad wähle würde.
Und was ist mit eBikes vom Discounter?
Es kommt natürlich immer auf den Einsatzzweck und die eigene Erwartung an ein eBike an, ob es eine genügt. Der günstige Preis eines E-Bikes vom Discounter wird immer mit minderwertiger Qualität erkauft. Deswegen ist man in unsren Augen mit einem gebrauchten Markenrad besser bedient, als mit einem neuen E-Bike vom Billiganbieter. Denn neben den höheren Qualität der sicherheitsrelevanten Komponenten wie z.B. Bremsen, Schaltung, Laufräder und Akku bietet das gebrauchte Markenrad auch den stabileren Werterhalt.
Ein anderes Thema ist der Service: wer sichert den Service an einem Baumarkt-E-Bike? Es gibt Fahrradwerkstätten, welche die Annahme von fremden E-Bikes aus gutem Grund ablehnen. Dies ist keine Unhöflichkeit – sondern aufgrund der äußerst komplizierten Haftungsfrage bei Reparatur und Bauteiletausch ein reiner Selbstschutz.
Unser gutgemeinter Ratschlag
Wer sich ein eBike zulegen will und daran lange Freude haben will, sollte „größer“ denken. Denn mit dem eBike wird man öfter rausgehen, längere Touren fahren und höhere Schwierigkeitsgrade meistern. Das steigert die Anforderungen ans Material. Qualität und Langlebigkeit zählen beim eBike daher mehr als bei einem konventionellen Fahrrad. Man wird vielleicht darüber nachdenken, das Auto stehen zu lassen, um zur Arbeit zu radeln. Oder vielleicht einen eBike-Urlaub planen. Die Zuverlässigkeit ist also ein Thema.
Natürlich kann und will nicht jeder gleich viel für ein eBike ausgeben. Die individuellen Ansprüche sind auch viel zu unterschiedlich. Als Faustregel für einen >persönlich< angemessenen Kaufpreis kann man aber folgendes sagen: man nimmt den Preis, den man für ein konventionelles Fahrrad ausgeben würde – und legt nochmal 1.000,- drauf. Dann hat man ein vergleichbares Qualitätslevel. Wir empfehlen außerdem, E Bikes nur im Fachhandel zu kaufen. Dann bekommt man Beratung, Probefahrt und individuelle, ergonomische Anpassung des eBikes.
Haben wir damit die Frage ausreichend beantwortet? Schreib es uns. Und schlage andere Themen vor, die wir für Dich und andere Leser klären sollten. Einfach Mail an: Info@ebike-zone.de, Stichwort: “Ebike-Zone erklärt…”
Herzliche Grüße,
Marc Burger