Die meisten Radfahrer stellen das Rad hin und wieder an öffentlichen Plätzen ab. Guten Gewissens funktioniert das Abstellen allerdings nur dann, wenn ein hochwertiges und vor allem sicheres Schloss benutzt wird. Doch längst nicht jedes Fahrradschloss hält, was es verspricht.
Generell sind sich Experten und Laien einig: Am sichersten sind die klassischen Bügelschlösser, weil sie besonders stabil sind. Doch es gibt inzwischen sowohl einige Faltschlösser als auch wenige Kettenschlösser, die ebenfalls eine hohe Sicherheit bieten. Wer zwei verschiedene Schlossarten kombiniert, kann sich darauf verlassen, dass das Rad nicht geklaut werden kann. Eine absolute Sicherheit bietet kein Schloss. Doch je schwerer es den potenziellen Langfingern gemacht wird, desto eher lassen diese vom fremden Eigentum ab.
Aktuelle Tests zeigen: Schlösser zum großen Teil nicht sicher
Vor allem geübte Diebe haben überhaupt kein Problem damit, herkömmliche Schlösser zu knacken. Aktuell hat die Stiftung Warentest Schlösser verschiedener Hersteller getestet. Das Ergebnis ist erschreckend: Nur knapp die Hälfte der 20 getesteten Produkte erhielt eine gute Bewertung im Hinblick auf die Sicherheit vor Dieben. Bei 4 der getesteten Schlösser war der Schutz nicht gegeben, sie schnitten sogar mit mangelhaften bzw. nur ausreichenden Noten ab.
Besonders gut hat ein Schloss der etablierten Marke Abus abgeschlossen. Es handelt sich bei diesem Produkt um ein klassisches Bügelschloss mit dem Namen Grain XPlus, das vor allem in puncto Sicherheit bei einem versuchten Aufbruch mit einer sehr guten Note bewertet wurde. Noch besser war nur ein weiteres Bügelschloss der Marke Kryptonite. Es wird unter der Bezeichnung New York Lock S vertrieben und bietet eine hohe Sicherheit. Dafür hat es im Hinblick auf gefährliche Schadstoffe nicht gut abgeschnitten: Gerade einmal die Note 2,6 erhielt das hochwertige Schloss. Sowohl der Preis als auch die Leistung stimmen beim Bügelschloss der Marke Decathlon. Das B’Twin 940 hat mit einer glatten Note 2 abgeschlossen und kostet nur rund 36 Euro. Wer nicht zu viel ausgeben möchte und dennoch Wert auf eine hohe Qualität legt, der ist mit dieser Variante gut bedient.
Alle Faltschlösser wurden im Test mit befriedigenden Noten bewertet. In der Kategorie Sicherheit vor einem Aufbruch fielen alle 7 Schlösser dieser Kategorie gnadenlos durch. Natürlich bieten die Produkte mehr Sicherheit und vor allem eine abschreckendere Wirkung als das Abstellen ganz ohne Schloss – vielmehr aber auch nicht. Eine Ausnahme gibt es allerdings auch in der Sparte Faltschlösser: Die Marke Abus vertreibt ein Schloss mit dem Namen Granit Plus, das mit stolzen 128 Euro recht kostspielig ist, dafür aber auch die notwendige Sicherheit mitbringt. Zwei Kettenschlösser haben ebenfalls mit einer guten Note abgeschlossen. Sowohl das Schloss Abus CityChain als auch das Schloss Kryptonite 990 Combo sind relativ sicher gegen Aufbrüche. Die Variante der Marke Abus ist allerdings mit einem Preis von rund 122 Euro gut 50 Euro teurer als das Kettenschloss von Kryptonite.
Doppelt hält besser – auch am Fahrrad
Generell sind sich Experten einig, dass mehr Schlösser in der Regel eine höhere Sicherheit bedeuten. Auch die Stiftung Warentest empfiehlt ihren Lesern ausdrücklich, zwei hochwertige Schlösser miteinander zu kombinieren. Erstens brauchen Diebe so wesentlich länger, um die Schlösser zu entfernen und zweitens hat der Anblick einer doppelten Sicherung eine abschreckende Wirkung. Am besten werden zwei verschiedene Schlossarten kombiniert, wie zum Beispiel ein Kettenschloss und ein Bügelschloss. Zudem sollte nicht nur der Rahmen, sondern auch die Räder gesichert werden. Ansonsten kann es passieren, dass ein findiger Dieb das Fahrrad als Ersatzteillager verwendet und zum Beispiel die Räder abmontiert bzw. klaut.
Zusätzlich ist es wichtig, dass Fahrräder an fest im Boden verankerten Gegenständen befestigt werden. Eine Laterne eignet sich hierzu besonders gut. Wird das Fahrrad außerdem an einem öffentlichen Ort sicher angekettet, schreckt das die Diebe zusätzlich ab. Nur die wenigsten Kriminellen möchten während ihrer Machenschaften beobachtet werden. Je weniger Deckung diese Menschen zum Beispiel hinter einer Hecke oder nahe eines geparkten Autos finden, desto sicherer ist das betroffene Fahrrad. Auch wenig Platz in direkter Nähe zum Rad sorgt dafür, dass der eventuell vorhandene Bolzenschneider nicht adäquat abgestellt werden kann – ein zusätzliches Hindernis für Langfinger. Demnach ist nicht nur die Qualität der Schlösser ausschlaggebend für einen guten Schutz, sondern auch der Ort an, welchem das Rad abgestellt wird.
Foto: SP-X/Mario Hommen