Um es kurz zu machen – auf diese Frage gibt es keine Antwort. Welches E-Bike man kaufen sollte, ist vor allem von den jeweiligen persönlichen Bedürfnissen abhängig. Der Markt für E-Bikes wächst stetig. Es gibt eine Fülle von Angeboten, die für die unterschiedlichsten Ansprüche ausgelegt sind. So kann sich jeder das passende E-Bike heraussuchen. Doch wie? Das erklären wir hier.
Ohne ausreichende Informationen ist es nahezu unmöglich, das perfekte E-Bike zu finden
Die Frage nach dem besten eBike wird jedem Händler immer wieder gestellt. Leider wird er sie nicht beantworten können. Meist sind die Fragesteller Neukunden, die noch keine konkrete Vorstellung davon haben, wann und wie sie ein eBike eigentlich nutzen möchten. Und die noch keine Vorstellung über die erweiterten Möglichkeiten eines E-Bikes haben. Bevor man viel Geld ausgibt, sollte man daher genau prüfen, wozu man das eBike tatsächlich benötigt. Nur so ist es möglich, ein eBike zu finden, dass den individuellen Anforderungen genügt.
Das Herzstück des E-Bikes – der Motor
Der Motor ist das, was ein E-Bike ausmacht. Auch wenn andere Faktoren ebenfalls eine große Rolle spielen – es ist der Motor, der dem E-Bike seinen Charakter verleiht. Doch sehr viel mehr, als bei allen anderen motorisierten Fahrzeugen, ist der Motor des E-Bikes das Ausstattungsmerkmal, das exakt zum jeweiligen Fahrer passen muss.
Warum ist der Motor so essentiell? Und warum hilft es trotzdem nicht weiter, nur auf den Motor eines E-Bikes zu schauen? Ein Vergleich soll es verdeutlichen: Bei einem Auto bedient der Fahrer das Gaspedal und der Motor verrichtet einfach seine Arbeit. Unabhängig, wer auf das Gaspedal drückt. Bei einem eBike verrichtet der Mensch die Arbeit und der Motor unterstützt ihn dabei. Es macht einen großen Unterschied, wer auf das Pedal des E-Bikes drückt. Denn jeder Mensch unterscheidet sich in seinem Pedalierverhalten. Das E-Bike ist ein Mensch-Maschine-Hybrid. Quasi eine Hightech-Prothese, die zum Menschen passen muss. Für jeden E-Biker gilt es, das für ihn passende Gegenstück zu finden.
Für welches Einsatzgebiet benötige ich ein E-Bike?
Dies ist einer der beiden wichtigsten Faktoren, die darüber entscheiden, welche Motorenart zu welchem Fahrer passt. Das Einsatzgebiet beschreibt den Bereich, indem man sich mit dem E-Bike hauptsächlich bewegen möchte.
Wer hauptsächlich in der Stadt oder auf ordentlichen Straßen unterwegs ist, der sollte sich für einen Hinterradnabenmotor entscheiden, der hier gekonnt seine Stärken ausspielen kann: Einen leisen und gleichzeitig geschmeidig-kräftigen Lauf. Wer trotzdem einen Mittelmotor bevorzugt, der sollte nicht automatisch zur kräftigste Variante greifen.
Und wer lieber im Gelände unterwegs ist, benötigt ein drehmoment-stärkeres Motorkonzept, so wie es ein Mittelmotor bietet. Der Grund dafür ist einfach: Im Gelände fährt man mit niedriger Geschwindigkeit und ruft gleichzeitig hohe Leistung ab. Ein Nabenmotor dreht nur so schnell, wie das Hinterrad. Da gleichzeitig hohe Leistung abgerufen wird, kann er überhitzen. Ein Mittelmotor dreht auch bei langsamer Fahrt mit höherer Drehzahl – und zwar immer mit der Umdrehung der Kurbel. Dadurch arbeitet er bei langsamer Fahrt in einem günstigeren Wirkungsgrad.
Für jeden die passende Kategorie
Jeder Hersteller optimiert seine Motore für die verschiedenen Einsatzbereiche: City / Urban, Cargo, Trekking / AllTerrain, Road / Gravel und Allmountain / Enduro. Wer sich bislang zum Beispiel im Trekkingbereich wohl fühlte, sollte auch dabei bleiben. Wer sich mit City und Urban angesprochen fühlte, braucht nicht plötzlich ein Mountainbike.
Andererseits sind die Kategorien gewachsen: wer im Bereich Urban zuhause ist, darf auch gerne mal den Blick über den Tellerrand wagen und sich Kompakträder und Cargobikes mit E-Antrieb ansehen. So paradox es klingt: Cargo ist das neue Fixie. Ein ehemaliges “Nischenprodukt” wie das Cargobikes wird durch seine Elektrifizierung plötzlich Massen- und Familientauglich. Es ist Ausdruck eines urbanen Lebensstils. Denn: Durch den Motor wird der Anwendungsbereich größer. Und: Es variiert seine Erscheinung. Ein Kompaktrad als Lastenrad? Warum nicht?
Mountainbiker müssen Scheuklappen absetzen
Auch vor Mountainbikes macht diese Entwicklung nicht Halt. Gerade im Bereich der Geländefahrräder verwischt der Zusatzantrieb gelernte, teils dogmatischen Denkmuster. Downhiller werden plötzlich bergauf fahrbar! Enduros werden Tourentauglich! AllMountains sind die Mountainbikes “für jedermann”! Und Hardtails? Nun – sie sind die klaren Verlierer der Elektrifizierung. Für sie spricht eigentlich nur der günstigere Preis. Bessere Nutzung der Tretraft und höhere Effizienz bei Hardtails? Da lacht der E-MTB`ler drüber und schaltet in den Turbo.
Das E-Bike gebiert auch seine ganz eigene Kategorien. Wie zum Beispiel das “SUV E-Bike“. Das sind die E-Bikes mit dem größten Einsatzspektrum und einer der Trends für 2020. Ihre Gene stammen von Mountainbikes. Ihre alltagstaugliche Ausstattung stammt von Citybikes. Morgens zum Büro pendeln. Und Nachmittags ab auf die Trails! Eine richtige eierlegende Wollmilchsau. Und das einzige Bike, das man mit Krawatte und Fullface fahren kann…
Das persönliche Fahrprofil
Kommen wir von der Kategorie des Rades zur Kategorie von Bikern. Grundsätzlich gibt es zwei Typen von eBikern – den Langsamtreter und den Schnellpedalierer. Es gibt Motore, die eher eine niedrige, bzw. eher eine hohe Tretfrequenz unterstützen. Als Beispiel seien hierzu zwei Motore genannt: Der Yamaha PW-X, der sehr kräftig bei niedriger Kadenz unterstützt. Oder aber der Bosch Performance CX, der einen hohe Kadenz mit mehr Leistung und höherer Reichweite belohnt. Genauso relevant ist die Frage: bin ich sportlich ambitioniert und möchte mit hoher Eigenleistung in die Pedale treten – oder benötige ich, zum Beispiel aus medizinischen Gründen, möglichst viel Unterstützung? Im ersten Fall kann ein Mittelmotor von Fazua die beste Wahl sein, denn er unterstützt mit nur geringer Kraft und belohnt dafür mit extrem niedrigem Gewicht. Und im anderen Fall kann ein Nabenmotor z.B. von Bafang Sinn machen, bei dem man quasi nur die Kurbel ohne Kraft bewegen muss, damit sich der Motor in Gang setzt.
So hat jeder Motor seine eigene Charakteristik. Sogar die einzelnen Modele der jeweiligen Hersteller unterscheiden sich stark voneinander und sind für den jeweiligen Einsatzbereich optimiert. Die Anforderungen im Bereich City und Trekking sind andere, als im Bereich Mountainbike. Wo es im City- und Trekkingbereich um sanfte Kraftentfaltung und möglichst hohe Reichweite geht, zählt beim Mountainbikemotor die schiere Leistung. Allerdings auf Kosten von Reichweite und erhöhtem Verschleiß. Man sollte als E-Bike Neuling also nicht den Fehler machen, und den Verkäufer gleich nach dem stärksten Motor mit dem höchsten Drehmoment fragen. In einem bildhaften Vergleich gesprochen: In einem Kleinwagen fährt man auch keinen großvolumigen V8 Motor. Zwar ist es im ersten Moment ein tolles Gefühl, einen solch leistungsstarken Motor zu haben – aber im Alltag können die Nachteile überwiegen.
Welcher Motor der “richtige” ist, hängt auch von der Schaltung ab
So sind die stärksten Motore aufgrund ihrer Drehmomente von über 60 Nm nicht kompatibel zu den gängigen Nabenschaltungen von Shimano. Eine Kettenschaltung ist dann zwangsläufig die einzige Wahl – deren Komponenten unterliegen aber konstruktionsbedingt einem wesentlich höheren Verschleiß, als eine Nabenschaltung. So kann bei einem besonders kräftigen Motor, wie dem Brose Drive S-Mag oder dem Bosch CX Generation 4 schonmal nach 1.000 Kilometern eine neue Kette und Kassette fällig sein. Das mag für denjenigen, der ein E-Mountainbike in den Alpen bewegt der akzeptable Preis für sein privates Hobby sein. Für einen Berufspendler stellt das einen zu großen Kostenfaktor in seiner Rechnung dar.
Ein Trekking-Motor wie der Brose Drive T, der Bosch Performance (ohne “CX”) oder der Shimano E6100 machen für Pendler wesentlich mehr Sinn. Und wer sich in der Stadt sanft und leise auf einem Kompaktrad oder einem Tiefeinsteiger bewegen möchte, der greift – wenn es ein Mittelmotor sein soll – zu den ausgewiesenen City-Varianten, wie zum Beispiel den Brose Drive C, dem Bosch Active Plus oder dem Shimano e5000. Diese Motore belohnen mit sanftem und geräuscharmen Lauf und nochmals höhere Reichweite.
Beispiel: Ein Trend – und seine eigene Motorlösung
Ein neuer Trend bei den E-Bikes heisst “E-Roadbike”. Auch Rennräder werden zunehmend elektrifiziert. Das mag angesichts der Durchschnittsgeschwindigkeiten auf einem Rennrad von über 30km/h zunächst unsinnig erscheinen, einen Motor und einen Akku mitzuführen, die aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen bei 25 km/h abschalten müssen. Schleppt man also nur unnötigen Ballast herum? Nur mit dem falschen Motor! Im Bereich der elektrisierten Rennräder und Gravelbikes (geländegängige Rennräder, “Gravel” ist englisch und heisst “Schotter”) nimmt man kleine, leichte Motore und Akkus mit geringer Kapazität. Das drückt das Gewicht. So hat man an Anstiegen eine willkommene “Schubhilfe”. Auf der Ebene klinkt sich der Motor unbemerkt aus und man pedaliert aus eigener Muskelkraft mit deutlich über 25 km/h dahin. Dies ist das eindrucksvollste Beispiel, wie eine spezielle Anwendung ihre ganz eigene Charakteristik in der Motorisierung fordert. Und den Wunsch vieler E-Biker nach noch größeren Akkus und noch stärkeren Motore ad absurdum führt.
Immer eine Frage des persönlichen Bedarfs
Wie bereits dieser kleine Exkurs zeigt, ist es sehr stark davon abhängig, welche Anforderungen das eBike erfüllen soll, wenn es darum geht, das ideale Exemplar zu finden. Nicht nur die Wahl des Motors sollte gut überlegt sein. Es gibt eine Vielzahl weiterer Merkmale, die man individuell entscheiden sollte. Das fängt bei der Leistungsentfaltung an und setzt sich im Bedienkomfort fort. Oft ist es auch nur eine Frage des “gefällt mir” oder “gefällt mir nicht”, das bei der Kaufentscheidung ausschlaggebend ist. Das kann sowohl in der Menüführung auf dem Display sein. Wie aber auch in der Charakteristik des Motors selbst:
Als Beispiel seien hier die beiden Top-Motorisierungen im Bereich der E-MTBs genannt: der Brose Drive S-Mag und der Bosch Performance CX Generation 4. Der Drive S-Mag ist der auf dem Papier und auch gefühlt stärkere Motor. Doch der neue CX des Modelljahrs 2020 glänzt mit einer Eigenschaft, die sich schwer mit Zahlen darstellen lässt: er ist unglaublich feinfühlig dosierbar und klebt über einen breiteren Dynamik-Umfang förmlich am Fuß des Fahrers.
Es kommt also auf weit mehr als nur die reinen Motor-Eckdaten an. Hier unser Vergleichstest.
Zu den Fragen, die man deswegen unbedingt vor dem Kauf klären sollte, zählen zum Beispiel auch Reichweite und Wirkungsgrad. Wer querfeldein gut vorankommen möchte, setzt den Schwerpunkt wahrscheinlich eher auf eine möglichst hohe Leistung des Akkus, während ein Pendler in der Stadt sich mehr an einem günstigen Stromverbrauch orientiert. Hier tut es auch ein kleinerer Akku, der schnell wieder aufgeladen werden kann und zudem hilft Gewicht einzusparen.
Das richtige E-Bike finden – nicht nur eine Frage von “höher – schneller – weiter”
Ein gutes eBike sollte seinen Besitzer durch eine längere Zeit begleiten. Daher ist es wichtig, sich vor dem Kauf ein wenig mit der Thematik zu beschäftigen. Zunächst sollte definiert werden, wo das eBike eingesetzt werden soll, um zu entscheiden, welcher Motor am besten geeignet ist. Die Auswahl aller weiteren Features lässt sich klären, wenn man sich ein wenig über das Für und Wider informiert. Je mehr man den eigenen Bedarf eingrenzt, desto leichter wird es, das ein oder andere Bike in die engere Wahl einzubeziehen.
Hat man das Feld entsprechend eingegrenzt und sich für einen Motor der zu einem passt entscheiden, kann man gezielt nach Modellen mit diesem Antrieb suchen. Bezieht man nun noch seine persönlichen Ausstattungswünsche mit ein, reduziert sich die zur Verfügung stehende Auswahl des ganz persönlichen “Traum-E-Bikes” auf nur noch wenige Modelle. Eine weitere Eingrenzung ist das zur Verfügung stehende Budget. Nicht jeder kann und will mehrere Tausend Euro für ein E-Bike ausgeben.
Den Wertverlust bedenken
Ein Tipp: Qualität hat ihren Preis. Es kann sinnvoll sein, besser ein gebrauchtes E-Bike eines Markenherstellers zu kaufen, anstatt ein minderwertiges E-Bike vom Discounter. Nicht nur, dass man mit dem Marken-E-Bike eine verlässlichere Technik in die Hand bekommt und meist auch mehr Fahrspaß.
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Die Gründe für einen Gebrauchtkauf können rein pragmatischer Natur sein: ein E-Bike hat einen relativ hohen Wertverlust. Im ersten Jahr kalkuliert man mit 30% Wertverfall, im zweiten mit 25% und in jedem weiteren Folgejahr mit 20%. No-Name E-Bikes haben einen höheren Verlust. Ein gebrauchtes Marken E-Bike, welches zwei oder drei Jahre alt ist, hat hingegen seinen größten Wertverlust bereits hinter sich. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt sich vom Händler ein Prüfprotokoll des Akkus ausfertigen.
Schätze Dich richtig ein…
Natürlich ist es toll, mit einem grobstolligen Mountainbike wie der Großstadt-Ritter über den Asphalt zu surren. Aber auf Dauer eben auch ganz schön anstrengend. Ein höherer Lenker, ein breiter Gelsattel und ein verstellbarer Vorbau merzen trotzdem nicht die sportliche, oberkörperbetonte Grundhaltung auf dem Mountainbike aus. Auch, wenn man sich gerne den Nimbus des Sportlers gibt und das MTB hoch im Kurs stehen: Es gibt noch andere Kategorien an Fahrrädern, die zwar nicht so populär scheinen – aber durchaus ihre Berechtigung haben. Und bequemer sind. Und unter uns: Über einen Waldweg und über den geschotterten Radweg schafft man es mit >jedem< Fahrrad. Dazu braucht man nicht zwingend Grobstollenreifen und Unmengen an Federweg. Und trotzdem: Die Ansprüche an das E-Bike sollten wachsen!
… und dann verdopple Deine Ansprüche!
Neueinsteiger und Erstkäufer bedenken nicht die wesentlich größeren Möglichkeiten, die der Motor am E-MTB dem Fahrer offeriert. Wo mir als MTB`ler früher das Hardtail genügte, wage ich mich als E-MTB`ler nun auch in schwieriges und steileres Terrain vor. Der Motor macht`s möglich! Wo mir als Stadtradler früher eine Einkaufstasche auf dem Gepäckträger für meine Gelegenheits-Einkäufe genügte, kann ich als Fahrer eines E-Lastenrades auch über den Wocheneinkauf nachdenken – und darüber, das Auto immer öfter mal stehen zu lassen! Und so mancher Sonnenschein-Gelegenheits-Radfahrer wurde dank E-Bike zum Allwetter-Trekking-Radler. Dann ist natürlich eine Qualität gefragt, die das auch mitmacht. Wer das bedenkt, erspart sich teure Fehlkäufe.
Und deswegen lautet unser Fazit:
THINK BIGGER! Wer sein E-Bike mit den gleichen Kriterien auswählt, wie das Biobike, wird auf Dauer nicht glücklich werden. Denn mit “E” fährt man längere Touren, meistert größere Schwierigkeitsgrade, ist mehr und öfter draußen und spult wesentlich mehr Kilometer ab, als mit einem herkömmlichen Rad. Daher mein Rat: Leiste Dir mehr! Denn ein E-Bike leistet auch mehr für Dich.
Und noch etwas: Studier keine Drehmomentangaben in Zeitschriften und lern keine Ausstattungslisten in Prospekten auswendig. Das hilft Dir keinen Deut weiter. Sondern setz Dich drauf auf`s E-Bike und dann … fahr! Das Gesamtpaket muss stimmen und Dich ansprechen. Und sollte Dir dann ein bestimmtes Ausstattungsdetail nicht gefallen, kann man es immer noch tauchen. Leg Dein Hauptaugenmerk auf die unverrückbaren Dinge eines E-Bikes: Kategorie, Antrieb, Rahmengröße. Und natürlich den Preis. Dann hast Du das “beste E-Bike der Welt” für Dich gefunden!
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