Der Fahrradreifen bekommt meist sehr wenig Aufmerksamkeit, dabei hängt von ihm eine ganze Menge ab. Denn er überträgt Bremskraft wie auch Beschleunigungsenergie, gibt die vielen kleinen Lenkimpulse an die Straße weiter. Dabei hat er doch nur so wenig Fläche zur Verfügung: Kleiner als eine Postkarte ist die Auflagefläche des Fahrradreifens. Ist der Reifen gut, bemerkt man ihn gar nicht. Trotzdem ist Verschleiß ein Thema, und das auch beim E-Bike.

Was steht auf dem Reifen?

fahrradreifenFahrradreifen sind mit wichtigen Informationen bedruckt. Eine davon ist der Reifendruck. Mindest- und Maximaldruck ist in den Maßeinheiten psi und bar auf die Reifenflanken aufgedruckt. Zumindest bei Qualitätsreifen wie denen von Schwalbe ist das der Fall. Den richtigen Druck sollte man vor jeder Fahrt mit einem externen Reifendruckprüfer ermitteln. Eine Standpumpe mit einem Manometer tut es auch.

Neben dem Bereich, in dem sich der Reifendruck optimalerweise bewegen sollte, stehen Hersteller- und Produktnamen auf dem Reifen. Die Größenangabe ist meist sowohl in Zoll als auch in der metrischen ETRTO-Einheit zu finden. Ist der alte Reifen kaputt, kann man die passende Größe also einfach ablesen. Die Größe muss stimmen, damit der Reifen nicht schleift und wirklich passt. Bei Sporträdern können oft verschiedene Größen verwendet werden. Aber nicht jede Größe passt auf jedes Rad, der Toleranzbereich sollte beachtet werden.

Ein kleiner Pfeil auf dem Reifen zeigt übrigens die Drehrichtung an. Viele Reifen haben ein laufrichtungsgebundenes Profil. Neben dem Pfeil steht das Wort “Rotation” auf dem Reifen, damit das Symbol auch wirklich genau zugeordnet werden kann.

Bei S-Pedelecs ist die Profiltiefe vorgeschrieben

Mindestprofil S-PedelecGenerell gibt es keine Vorschriften zum Mindestprofil beim Fahrrad. Abgesehen von spezialisierten Rennradreifen hat jeder Fahrradreifen ein Profil. Geschlossene Profile sind bei einem festen Untergrund von Vorteil, Mountainbikes dagegen fahren normalerweise mit einem offenen stehenden Stollen. Die geben im weichen Untergrund mehr Halt, weil sie sich darin richtiggehend verzahnen. Im Bereich Mountainbike ist der E-Bike-Sektor in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Auf Mountainbikereifen sind beispielsweise Onza und E*thirteen spezialisiert. Nur beim S-Pedelec ist ein Mindestprofil von einem Millimeter vorgeschrieben.

Materialkunde: Karkasse und Gummimischung

Rennradreifen
Rennradreifen im Schnittbild: Der gelbe Streifen an der Lauffläche sorgt für lange Haltbarkeit, die roten Seitenpartien bieten hohe Kurvenhaftung. Die blaue Gummischicht darunter ermöglicht geringen Rollwiderstand.

Die gängigen Fahrradreifen sind aus mehreren Lagen aufgebaut. Innen befindet sich die Karkasse, das Grundgewebe. Das ist so etwas wie die Wirbelsäule für den Fahrradreifen. Die Karkasse besteht aus Kunstfasern, kann aber auch aus Naturfasern wie Baumwolle konstruiert sein. Sie ist für Stabilität, Fahrsicherheit, Komfort und Pannenschutz verantwortlich.

Auf der Karkasse sitzt die Gummifläche, oft mit dem englischen Begriff Compound bezeichnet. Von der genauen Gummimischung hängt ab, wie es um die Haftung und den Rollwiderstand des Reifens bestellt ist. Auch der Verschleiß hängt von der Mischung ab. Ideal ist viel Grip, kombiniert mit Rollwiderstand und minimalem Verschleiß – diese drei Eigenschaften schließen sich aber aus. Daher muss jeder für sich den passenden Schwerpunkt finden und ansonsten Kompromisse eingehen. Die meisten Hersteller haben fünf oder mehr verschiedene Gummimischungen im Angebot, um den Ansprüchen der Kunden und Kundinnen gerecht zu werden.

Wer schnell unterwegs ist, will wenig Rollwiderstand. Dafür müssen Profil, Karkasse und Gummimischung sinnvoll gewählt werden. Geringer Rollwiderstand bedeutet aber auch wenig Traktion und wenig Pannenschutz. Daher ist dieser Punkt für Alltagsradler und Mountainbiker anders gewichtet als für Rennradler.

Nie wieder einen Platten – verschiedene Möglichkeiten

ebike ReifenpanneEinen wirklich unplattbaren Reifen gibt es noch nicht, aber es gibt verschiedene Lösungsansätze. Einer davon kommt von Schalke. Die Reifen der Marathon-Plus-Serie sind in der jüngsten Generation schon nahe dran. Hier ist ein patentgeschützter Pannenschutzgürtel mit einer Anti-Aging-Reifenwand verbaut. Diese Reifen altern langsamer und dürfen sich tatsächlich unplattbar nennen.

Eine andere Lösung ist der Tubeless. Bei dieser Art von Fahrradreifen steckt im Mantel kein Schlauch mehr. Wie bei einem Motorradreifen oder einem Autoreifen sitzen sie so dicht auf der Felge, dass die Luft im Mantel bleibt. Die Vorteile: geringerer Rollwiderstand, mehr Grip und trotzdem hoher Pannenschutz. Sollte es trotzdem einmal zu Rissen oder Löchern kommen, wird eine Dichtmilch eingefüllt, die sich in diese Undichtigkeiten setzt und sie innerhalb von Sekunden verschließt. Aufpumpen muss man immer noch, Schlauch wechseln oder flicken entfällt jedoch. Unter Mountainbikern ist die Variante Tubeless beliebt.

Schwalbe Airless System
Der weiße Schlauch aus speziellem Schaumstoff macht den Reifen so elastisch. Ralf Bohle GmbH

Die dritte Möglichkeit, ohne Pannen lange zu fahren, ist das Airless-System. Das System besteht aus einem Reifen und einem Füllkern. Der Kern besteht aus einem expandierten, thermoplastischen Polyurethan und ersetzt die Luftfüllung im Reifen. Vom Fahrgefühl her kommt das System einem Luftdruck von etwa 3,5 Bar nahe. Laut Hersteller soll der Reifen bei einer normalen Nutzung bis zu 10.000 km mitmachen, ohne aufgepumpt zu werden. Der Rollwiderstand ist beim Airless-System höher als bei einem Reifen mit Schlauch und Luft, Rennfahrer mögen die Technik nicht so gerne. Für E-Biker und Alltagsradler sowie alle, die ein wartungsarmes Rad wünschen, ist das jedoch ideal. Und für die E-Bike Leihflotte ist es ebenfalls geeignet.

Das Besondere an E-Bike-Reifen

E‐Bike‐ReifenReifen für E-Bikes müssen höhere Beschleunigungs- und Bremskräfte aushalten. Das liegt am höheren Gewicht des Rads. Spezielle E-Bike-Reifen sind daher sinnvoll, denn diese Reifen wurden speziell für die höheren Kräfte konzipiert, die beim E-Bike auftreten. Reifen für das Pedelec sind in der Regel mit dem Label E-Bike Ready 25 gekennzeichnet.

Für das S-Pedelec gilt: Der Reifen braucht die europaweise ECE-R75- Zulassung. Das Prüfzeichen ist beispielsweise bei den meisten Größen der Marathon-Plus-Reihe von Schwalbe gegeben, auch viele andere Reifen des Herstellers tragen das Prüfzeichen. Diese Reifen sind für Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h zugelassen.

Vorgeschrieben sind die speziellen E-Bike-Reifen für normale Pedelecs nicht. Von Seiten des Gesetzgebers muss nur bei Geschwindigkeiten ab 25 km/h (motorgestützt) ein spezieller, dafür geeigneter Reifen aufgezogen werden. Trotzdem sind die E-Bike-Reifen auch beim normalen Pedelec und beim E-Bike sinnvoll.

Und im Winter?

E-Bike Spike‐ReifenSo etwas wie Winterreifen gibt es für das Fahrrad nicht. Zumindest nicht im eigentlichen Sinn. Die STVO schreibt vor, dass die Bereifung ganzjährig witterungsangepasst sein soll. Ganzjahresreifen und Spike-Reifen sind eine gute Lösung. Letztere tragen Metallschrauben in der Lauffläche und sind vor allem auf Eis und hartem Schnee eine echte Hilfe. Auf Asphalt und Schotter sollten sie allerdings nicht gefahren werden. Damit sind sie so ungefähr das, was beim Auto die Winterreifen sind: Schnee- und eistauglich. Wie beim Auto sollte auch beim Rad zweimal jährlich ein Reifenwechsel stattfinden, wenn es ganzjährig und bei jeder Witterung gefahren wird.

Quelle: www.pd-f.de