Motoren machen Geräusche – auch beim E-Bike. Doch welche Geräusche sind erwünscht und welche dürfen als Alarmzeichen gedeutete werden? Je nach Modell fallen die Antworten unterschiedlich aus. Manche Motorengeräusche lassen sich sogar aktiv unterdrücken oder zumindest beeinflussen.

Aufgrund der steigenden Beliebtheit der E-Bikes werden auch die Motoren ständig weiterentwickelt und verändert. Eigentlich ist das eine Entwicklung, die den Verbraucher durchaus erfreuen darf. Allerdings sorgt der wachsende Markt auch dafür, dass sich immer mehr Fahrer verunsichern lassen. Vor allem die Motorengeräusche sorgen für einige Fragezeichen bei Neulingen im Bereich E-Bike. Je nach Anwendung kommen ganz unterschiedliche Motortypen zum Einsatz. Manche Varianten sind leiser, andere lauter – das lässt sich aufgrund der teilweise sehr hohen Leistung kaum vermeiden. Je nachdem, ob es sich um ein E-MTB oder ein Rad für die City handelt, werden die Motoren entweder leistungsstärker und somit lauter oder sie bleiben leiser, leichter und kleiner.

Lautstärke je nach Nutzergruppe unterschiedlich

Fragt man die Hersteller der E-Bikes, so sind diese sich einig: Die Lautstärke des Motors hängt in erster Linie von der Zielgruppe ab. Besonders E-Bikes für die Stadt sowie Touren-Bikes werden kontinuierlich so weiterentwickelt, dass sie leiser werden. Sind E-Bikes zwar leistungsstark, aber zu laut, so verkaufen sich die Räder bei besonders geräuschempfindlichen Gruppen schlechter. Grund genug, damit sich die Hersteller auf verschiedene Käufergruppen einstellen. Es gibt sogar Firmen, die sich auf lautlose oder zumindest sehr leise Motoren für das E-Bike spezialisiert haben. Die Motoren dieser Hersteller sorgen außerdem dafür, dass das Fahrgefühl besonders natürlich ist. Hier wäre ein laut brummender Motor eher störend. Damit das beim Fahren klappt, werden spezielle E-Maschinen eingesetzt, die Vibrationen an der Spule oder anderen Teilen verhindern.

Der Antriebshersteller Brose aus Berlin hat sich auf möglichst lautlose Motoren für moderne E-Bikes spezialisiert. Die Entwicklung ist bei dieser Marke vor allem darauf ausgelegt, dass der Motor so leise wie möglich läuft – unabhängiger von der Belastung. Zu diesem Zweck werden Vibrationen im Inneren des Motors möglichst vermieden. Zwei weitere Maßnahmen: die schräg verzahnten Planetengetriebe und der bürstenlose Innenläufer. In anderen Motoren für das E-Bike kommen gewöhnliche Steuerketten zum Einsatz, die wesentlich mehr Geräusche verursachen.

Motorengeräusche nicht immer unerwünscht

Beim E-Bike verhält es sich im Hinblick auf die Geräuschentwicklung während des Fahrens ganz ähnlich wie bei vielen Autos: Nicht alle Geräusche sind von Besitzern per se unerwünscht. Der psychologische Faktor beim Fahren mit einem E-Bike sollte nicht unterschätzt werden: Je lauter der Motor eines Bikes beim Anfahren oder Weiterfahren ist, desto effektiver fühlt sich die Unterstützung des Motors an. Das typische Hochdrehen des Motors darf also durchaus zu hören sein, damit Fahrer wissen: Mein Bike bringt genau die Leistung, die ich mir wünsche. Natürlich legen längst nicht alle Fahrer Wert auf diesen Effekt, doch vollkommen entziehen können sich diesem Phänomen die wenigsten. Das wissen auch die Hersteller der E-Bikes. Sie machen sich den Effekt absichtlich zunutze und sorgen dafür, dass nach dem Hochschalten ein besonders tiefer Ton erklingt. Das vermittelt Fahrern den Eindruck, hier verberge sich viel Kraft hinter dem Motor.

Ein akustischer Effekt in bestimmten Situationen ist also alles andere als unerwünscht – es sei denn, der Motor verspricht ausdrücklich, flüsterleise zu sein. Gerade männliche Fahrer wünschen sich, dass die Beschleunigung oder das Fahren unter Last nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar leistungsstark umgesetzt wird. Dieses Phänomen erinnert an einen klassischen Sportwagen, dessen Motorengeheul für einige Menschen die reinste Musik ist. Dennoch geht der Trend zu leisen Motoren – sogar im Bereich MTB. Fest steht, dass Hersteller die Geräusche bewusst beeinflussen, um den Konsumenten die Motoren bzw. Bikes schmackhafter zu machen. Wer sich dieser Tatsache bewusst ist, der hört zwar genauer hin, gibt allerdings nicht allzu viel auf die Geräusche beim Probefahren.

Manche Hersteller verbauen ausschließlich bestimmte Motoren, wie zum Beispiel die Mittelmotoren von Bosch, um einen charakteristischen Sound zu erzeugen. Sie sind der Meinung, dass bestimmte Motorengeräusche einfach zum Fahrgefühl dazugehören. Welcher Motor in welchem Bike verbaut wird, hängt vor allem von der geplanten Nutzung ab. Generell bemühen sich die Marken, Citybikes leiser zu gestalten und dennoch auch bei diesen Modellen nicht gänzlich auf eine Geräuscherzeugung zu verzichten. Das ist gar nicht so einfach wie es klingt, denn verschiedene Motoren performen anders in unterschiedlichen Rahmen. Hier fungiert das Rad wie ein Resonanzkörper. Auf das Tüfteln am Motorengeräusch können Hersteller daher nicht verzichten.

Bild: www.brose-ebike.com | pd-f