Gibraltar ist jetzt nicht unbedingt eine der ersten Destinationen, wenn man an eine eBike Reise denkt. Da fallen einem spontan andere Spots ein: Südtirol, der Gardasee, Mecklenburger Seenplatte. „Warum also Gibraltar?“ frage ich mich, während ich in das Flugzeug nach Malaga steige.
Nun – in erster Linie, weil ich einer Einladung nach Spanien folge. Gibraltar liegt im Süden der iberischen Halbinsel, genauer gesagt im Süden von Andalusien zwischen Malaga und Cádiz. Da bietet es sich an, einmal den berühmten „Affenfelsen“ in der Meerenge zwischen Europa und Afrika anzusehen. Aber warum bitte mit E-Bikes? „Das wirst Du sehen, wenn wir in Gibraltar sind!“, lacht Patrick Lenhard, Eigentümer der Agentur-Grenzbereich, der schon seit Jahre geführte Motorrad-Enduro-Touren im Süden Spaniens anbietet – und seit kurzem auch E-Bike-Events im Süden Spaniens. „Lass Dich überraschen!“.
Schroff und unbezwingbar thront “The Rock”
Südlich von Malaga steigen wir morgens auf unsere tiptop gewarteten Riese und Müller Delite Mountains mit DualAkku-Technologie, die Patrick in Spanien deponiert hat, um von Malaga aus Tagestouren anzubieten – aber auch echte Abenteuer-Trips über den Atlas nach Marokko anzubieten. „Da ist für jeden etwas dabei.“ Auf der Fahrt an der Küstenlinie entlang erahnen wir über der Bucht von Algeciras bereits schemenhaft die einzigartige Topografie Gibraltars mit dem hoch aufragenden Felsen. „The Rock“ wie ihn Einheimische liebevoll und respektvoll nennen, scheint eine Herausforderung zu werden für Mensch und Material. Aus unserer Perspektive sieht der schroffe Felsen unbezwingbar und feindlich aus. Gut, dass wir zwei Akkus an Bord haben.
Die Anfahrt mit dem E-Bike ist ungewöhlich. Die meisten Besucher Gibraltars besichtigen den Inselstaat im Rahmen eines Tagesausflugs einer Kreuzfahrt. Dann gibt es noch die Tagestouristen, die Urlaub im Süden Spaniens mit dem Auto machen und „kurz mal“ einen Abstecher nach Gibraltar einlegen. Und da sind wir auch schon beim Problem Gibraltars – und unseren E-Bikes als Lösung:
Englische Flüche und spanische Autohupen empfangen uns
Die hohe Anzahl an Touristen liegt auch am Sonderstatus Gibraltars als zollfreie Zone. Das sieht man an Tabakwaren, Parfüms und Alkohol in unzähligen Duty-Free-Geschäften. Und in der Tat sind die Preise gar nicht mal so schlecht, sodass sich ein Blick zumindest lohnt. Unser Blick schweift von den Läden auf die verwinkelten Treppengassen, mit dem man gerade den Höhenunterschied der kleinen Halbinsel sehr effektiv überbrücken kann. Von hier sieht “The Rock” nicht mehr ganz so bedrohlich aus. Also: Rauf auf den Felsen!
Bereit, die Insel unter die Räder zu nehmen
Wir machen uns zunächst auf den Weg bei Catalan Bay, das wegen seiner vielen kleinen bunten Häuser, die sich an die steil abfallende Ostküste schmiegen auch „Klein Genua“ genannt. Hier gibt es zwei Sandstrände und Beachbars. Weiter geht’s Richtung Süden, zum „Europe Point“.
Uns interessieren die Sehenswürdigkeiten am “Upper Rock” und nach einem kurzen Tech-Talk mit einem der Kellner im Café „Europe Point“, der sich unsere E-Bikes fasziniert ansieht, geht’s hinauf auf den Felsen. Auf seiner Spitze, die wir mühelos unter dem neidischen Blick schwitzender Touristen auf unseren E-Bikes erreichen, gibt es mit der „O’Haras“ eine tonnenschwere Verteidigungsbatterie, die direkt auf dem Gipfel thront und gen See gerichtet ist.
Sie konnte rein von der Reichweite fast den gesamten Teil der Straße von Gibraltar erreichen. Ein Affe „bewacht“ diese Kanone. Das Foto von ihm und der Kanone ist ein Muss. Es fasst Gibraltar mit einem Bild zusammen.
Höhlen und Tunnels durchziehen den Felsen
Überhaupt: Der Felsen ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Zum Beispiel mit den “Great Siege Tunnels”, ein Höhlensystem, von dem aus über Land anrückende Feinde leicht ins Visier genommen werden konnten – vor allem die spanische Seite während der großen Belagerung von 1779 bis 1783. Ein wenig unterhalb liegen die “World War II Tunnels”, die ebenfalls zur Verteidigung angelegt wurden – unter anderem auch gegen die Nazis, die Gibraltar bereits ins Auge gefasst hatten.
James Bond lässt grüßen
Wir strampeln auf unseren Delite Mountains mit Leichtigkeit an den Touristen im Taxi-Stau vorbei zum “Upper Rock” hinauf, den so genannten Gibraltar-Felsen. Ein Blick auf die Ladestandsanzeige des Akku zeigt: wir haben noch genügend Strom für den unbeschwerten Aufstieg. Der Turbo-Modus kommt jetzt zum Einsatz und wir erklimmen die spektakulären 426 Höhenmeter über enge Asphaltsträßchen die sich den Berg hinauf winden. „Hier wurde der James Bond Film >Stirb an einem anderen Tag< gedreht!“, ruft mir Patrick zu. Urplötzlich fühle mich wie ein englischer Geheimagent mit Doppel-Akku Status. Mit der Lizenz zum strampeln. Unterwegs in einer E-Bike-Mission. Verfolgt von einer Horde Bösewichter… ähm… Taxifahrer.
Es gibt einen Interessenkonflikt
Die Taxis dürfen nur aufgrund der Touristeneinnahmen ins Naturschutzgebiet. Aus ökologischer Sicht eine Katastrophe. „Wir mögen diese E-Bikes. Sie sind sehr umweltfreundlich und man kommt mit ihnen lautlos in das Naturschutzgebiet am “Upper Rock”, ohne die seltenen Seevögel vor allem jetzt in der Brutzeit zu stören“, fast Chris Durante. Mitarbeiter der Umweltbehörde und Ornithologie zusammen. Wir ahnen: Das E-Bike auf Gibraltar ist weit mehr als nur ein nettes Touristen-Gadget.
Das E-Bike ist eine Chance für Gibraltar
Aller guten Dinge sind drei. Das eBike ist ein solch „gutes Ding“: Schweißfreies Transportmittel, das ein intensiveres Naturerlebnis zulässt als eine Taxifahrt. Der Liebling der Umweltbehörden, die sich mit der drohenden Verkehrskollaps und den Umweltschutz unter einen Hut bekommen müssen. Und willkommenes Spielzeug mit Statussymbol für die vielen Besserverdiener aus Gibraltar.
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