Auf der EUROBIKE 2018 konnte der aufmerksame Besucher das bislang einzige eBike in 20“ für Kinder ab ca. 5 Jahren entdecken: das BEN-E-BIKE. Ich bekam vom Firmenchef Robin Krichel die Gelegenheit, dieses Bike von meinem fahrradbegeisterten Sohnemann testen zu lassen. Der Testfahrer ist 5 Jahre alt, fährt seit 2,5 Jahren Fahrrad und steigt von einem einem 20“ MTB mit 8-Gang Schaltung und V-Brakes nun um auf das 20“ eMTB mit 10-Gang Schaltung und Scheibenbremsen.

Große Träume auf kleinen Rädern

Was zu allererst auffällt: das BEN-E-BIKE TWENTY sieht gut aus. Es ist schlank und filigran und optisch deutlich weniger wuchtig, als viele 24″ Kinder eBikes bekannter Marken. Das hat einen Grund: die BEN-E-BIKEs bauen auf den Rahmen der Kinderrad-Schmiede »Pyro Bikes« auf. Pyro Bikes (ehemals Kania Bikes) ist bekannt für seine leichtgewichtigen und gut funktionierenden Kinderfahrräder. BEN-E-BIKE hat sich mit Pyro Bikes also einen erfahrenen Rahmenbauer ausgesucht. Beste Voraussetzungen, ein wirklich leichtes und gutes Kinderrad auf die Beine – pardon: Räder zu stellen. Und das ist dem Firmenchef, Ingenieur und Papa, Robin Krichel auch gelungen: mit 9,9 Kilo markiert sein 20″ eBike einen Traumwert! Das herkömmliches 20-Zoll MTB meines Testfahrers David wiegt 6,8kg. Die Frage lautete also: wie kommt David mit der zusätzlichen Power und dem Mehrgewicht von 3 Kilo klar? Wir haben das BEN-E-BIKE ins Karwendel entführt. Und eine »Vater-und Sohn-Tour« über 35 Kilometer und 800 Höhenmeter auf das Plumsjoch unternommen.

Gleich zu Beginn der Tour versichert mir David: das zusätzliche Gewicht vom BEN-E-BIKE spürt man nicht beim Fahren. Lediglich beim Heben oder Rangieren bemerkt mein Sohn den Unterschied zu seinem herkömmlichen Fahrrad. Dafür entschädigt ihn der Motor aber mit zusätzlicher Power. Die Freude darüber ist riesig: das typische eBike-Grinsen bekommt mein Sohn nicht mehr aus dem Gesicht!

Kindgerecht bedeutet vor allem: leicht

Diese Unbeschwertheit kommt auch durch die verbaute Technik. BEN-E-BIKE verwendet einen 24V Brushless Hinterrad-Nabenmotor mit 250W, der über 5 Unterstützungsstufen, sowie die Stufe 0 »Aus« verfügt. Der Hinterradnabenmotor hat den riesengroßen Vorteil, dass er deutlich leichter ist als ein vergleichbarer Mittelmotor. Zudem macht er das Bedienen des E-Bikes für Kinder einfacher, denn die Gänge lassen sich leichter wechseln, da nicht – wie bei einem Tretlagermotor – die gesamte Kraft des Motors am Antriebsstrang zerrt. Das ist ein unschätzbarer Vorteil bei einem 20« Rad, denn meist ist genau das die Radgröße, bei denen Kinder das Schalten erst lernen. Last but not least ist das BEN-E-BIKE mit dem Hinterradnabenmotor nicht auf den ersten Blick als eBike zu erkennen. Das ist meinen Testfahrer aber egal. Er ist stolz, dass er nun »wie Papa« ein eBike fährt. Er tritt mächtig in die Pedale und will als erster oben auf der Plumsjoch-Hütte sein.

Schalten und walten auf dem eBike

David kommt schon gut mit seiner 8-Gang Kettenschaltung mit Drehgriff klar, das Prinzip einer Gangschaltung hat er verstanden. Nur ist das Schaltschema der Triggerschaltung am BEN-E-BIKE für ihn manchmal noch verwirrend. Wir haben uns in der Zeit der Umgewöhnung beholfen, dass ich ihm »Daumen!« oder »Zeigefinger!« zugerufen habe – je nachdem, ob er auf ein größeres Ritzel oder ein kleineres Ritzel schalten soll. Shimano bietet auch bei der Zee das bekannte Two-Way-Release an, so dass Kinder mit einem einfachen Zug mit dem Zeigefinger wie an einer Pistole in den nächst größere Gang (kleineres Ritzel) schalten können.

Der Daumendruck für das schalten in einen kleineren Gang (größeres Ritzel) erfordert doch recht viel Daumenkraft und der Hebelweg ist nicht kindgerecht. Das gibt einen kleinen Minuspunkt bei der Bedienung. Am Ende eines actionreichen Tages mit viel Schaltarbeit kann einem Kind da schonmal der Daumen schmerzen. Abhilfe würde hier eine Drehgriffschaltung schaffen. Die hätte auch eine Ganganzeige, die mein kleiner Testfahrer manchmal vermisst. Nach einer Eingewöhnung funktioniert das »schalten nach Gefühl« aber ganz passabel.

eBike-fahren heisst auch klug taktieren

Die Koordination der 10 Gänge mit den fünf Unterstützungsstufen des Motors klappt sehr gut. Nach kurzer Zeit fängt mein Sohnan, etwas für eBiker sehr typisches zu machen: mit der Unterstützung zu taktieren. D.h. am Berg herunterschalten in einen kleineren Gang und die Unterstützungsstufe für den Motor zu erhöhen. Ich habe David als Tipp mitgegeben, auf der Ebene nur auf den Unterstützungsstufen zwei oder drei zu fahren. Das scheint mir sinnvoll.

Interessant ist, dass mein Sohn auch sofort angefangen hat, die Akkuanzeige im Auge zu behalten. Obwohl David nicht weiß wie lange die Tour ist und er keine Vorstellung von Reichweite hat, hat er im Display bemerkt, dass eine starke Unterstützungsstufe mehr Strom fordert. Als dann irgendwann nur noch zwei Akkubalken auf dem Display zu sehen sind, fragte er nach, ob wir es noch mit Akku nach Hause schaffen. Er hat dann die Unterstützung gesenkt. Dieses für eBiker typische taktieren mit der Reichweite fand ich für einen 5-Jährigen verblüffend, da ich es ihm nicht erklärt hatte. Da ich wusste, dass der Akku für 50km reicht, haben wir die 35km Tour »mit links« geschafft.

Das Handling ist ausgewogen und gutmütig

Auf dem für ein Kind recht steilen Weg zum Plumsjoch hinauf ist mein Testfahrer überglücklich. Das BEN-E-BIKE fährt sich auf dem Trail fast so spielerisch wie sein KUBIKES, wie mir David euphorisch erzählt. Der lange Hinterbau sogt für Laufruhe, ebenso wie er Lenkkopfwinkel. Das BEN-E-BIKE liegt stabiler auf dem Trail als sein unmotorisierte Bike. Der leicht größere Radstand lässt das BEN-E-BIKE unerreicht gut klettern. David wächst bergauf schier über sich hinaus.

Einziges Limit ist das Fahrkönnen vom Nachwuchs bzw. der Grip der Schwalbe Reifen. Einen Nachteil nennt mir mein Sohn auch noch: »Papi, ich kann noch keine Stoppies mit dem BEN-E-BIKE machen. Und nicht so gut springen.« Ich lache. Wenn es weiter nichts ist! Ansonsten merkt David natürlich, dass ein eBike für ihn eine Menge Vorteile bringt. Er kann Steigungen Bergauf strampeln, die er vorher nicht bewältigt hätte. Und: die Bremsperformance ist besser als bei einem konventionellen Rad, meint mein junger Testfahrer. Dank der Scheibenbremsen und dem höheren Gewicht kann das Rad deutlich besser Bremsgrip aufbauen – ohne, dass das Vorderrad weggeht oder das Hinterrad steigt.

Mein David mutiert mit eBike zum Goliath

Der Motor verführt zu neuen Herausforderungen und mein 5-Jähriger fordert mich auf den letzten Metern zu einem Wettrennen auf. Verblüfft stele ich fest: ich muss mich beim Sprint bergauf mehr anstrengen als ich dachte. 250Watt bei 30 Kilo Systemgewicht bei ihm. Gegen 250Watt bei 110 Kilo Systemgewicht bei mir. Etwas unfair. Ich mag es, dass mich mein Sohn mich mit seinem eBike sportlich herausfordert. Natürlich passiert das mit einem schelmischen Augenzwinkern. Er weiß, dass ich ihn dann schon wieder einhole. Übermütig aufgrund seiner neuen Superhelden-Kräfte wurde David dabei jedoch nie. Falls das Kind auf dem BEN-E-BIKE doch über die Stränge schlägt, kann man auch eine Funkfernbedienung ordern, mit der man die Motorunterstützung abschaltet.

A propos Übermut: die Motorunterstützung ist mit einer einfachen Tastenkombination frei einstellbar von mindestens 10km/h bis maximal 25km/h. Mir schienen 20km/h für den Anfang sinnvoll. Diese Geschwindigkeit fährt mein Spross auch auf seinem konventionellen 20“ MTB. Diese Geschwindigkeit ist zudem bereits ab Werk eingestellt.

Eine neue Erfahrung: Bergauf fahren – bergab schieben

Auf dem Gipfel angekommen veschnaufen wir und betrachten das BEN-E-BIKE einer Apfelschorle und Kaspressknödel genauer: Alles ist kindgerecht und durchdacht. Wobei »kindgerecht« nicht »Käpt`n Sharky« Aufkleber bedeutet – sondern eine maßgeschneiderte Ergonomie. Das fängt bei PLP Superlight Kurbeln in optimaler Länge an, über gering einstellbare Hebelweiten der MAGURA MT4 mit niedrigen Handkräften bis hin zu kleinen Plattformpedalen. Der einzige Kritikpunkt ist der zu gerade Lenker, welcher bei Bergfahrten die Handgelenke ungünstig belastet. Und so müssen wir auf dem Weg von der Plumsjoch-Hütte herunter nach ungefähr der Hälfte der Strecke an jeder zweiten Kehre halt machen. Gottseidank bietet das imposante Karwendeltal genügend spannende Ausblicke, so dass uns nicht langweilig wird. Auch das war eine neue Erfahrung für uns: bergauf geht mit dem BEN-E-BIKE plötzlich fast alles. Bergab ist das Fahrkönnen und die Fitness des jungen Fahrers der limitierende Faktor! Das gilt es bei Streckenplanungen mit Kindern zu beachten.

Das BEN-E-BIKE ist unglaublich smart

Robin Krichel ist ein Perfektionist. Ein sehr sympathischer. Sein BEN-E-BIKE hat der Ingenieur gegen die Proteste der besorgten Ehefrau für seinen Sohn Ben gebaut. Damit man gemeinsam auf Tour gehen kann. In seinem kleinen eMTB für Kinder stecken daher eine Menge smarter Lösungen und eigene Erfahrungen. Und zwar solche, die das Bike perfekt für Nachwuchs-Biker machen. So ist zum Beispiel ein Panasonic-Akku mit einer Kapazität von nur 175 Wh verbaut. Was für Erwachsene viel zu wenig wäre, macht bei einem eBike für Kids absolut Sinn: das Gewicht des Akkus bleibt bei schlanken 970 Gramm. Trotzdem kommt ein Kind 40-60 km damit weit. Weitere Strecken will kein fünfjähriger strampeln. Falls doch, kann Papa einen zweiten Akku in der Größe einer normalen Trinkflasche locker im Rucksack mitnehmen.

Der Nabenmotor, der auffällig unauffällig klein im Hinterrad sitzt ist genauso kindgerecht dimensioniert: gerade mal 30Nm sind mehr als genug Power für ein Kind – und auch durch seine geringe Baugrösse (er verschwindet optisch komplett zwischen Kassette und Bremsscheibe) wird wieder Gewicht gespart. Alles ist schlüssig, schlau und leichtgewichtig an diesem Rad. Und wertig:

Die Ausstattung des BEN-E-BIKE steht dem eines Erwachsenen Rades in nichts nach: PLP Superlight Naben, Lightweight-Schnellspanner, BEB 3K Carbonlenker und Carbonstütze, BEB Race-Sattel mit Titangestell, BEB Superlight Vorbau, PLP Superlight Laufräder mit Sapim Speichen und SCHWALBE Moe Joe in griffiger Addix Mischung, dazu Magura MT4 mit 160er Ashima-Scheiben. Da wünscht sich mancher Papa, dass er solch edle Parts auch an seinem Bike hätte.

Das Fazit nach einen spannenden Tag

Am Ende des Tages sind Sohnemann und ich uns einig: das BEN-E-BIKE macht extrem viel Spaß, ist hochwertig verarbeitet und top-ausgestattet. Die Geometrie ausgewogen zwischen Agilität und Laufruhe. Die Koordination von Gänge und Unterstützungsstufen klappt nach kurzer Eingewöhnung. Die nach unten korrigierbare Motorunterstützung und der »Notaus« per Fernbedienung sind einzigartige Sicherheitsfeatures. Der Preis ist mit 1.749,- EUR recht hoch, aber im Hinblick auf die verbauten Komponenten und das realisierte Gewicht absolut gerechtfertigt.

Es wird eine «abgespeckte« Variante geben, die mit einer 9-Gang Deore anstatt einer Zee daherkommt, Alu- anstatt Carbonparts trägt und normale Pedale statt der der aufwändigen Lightweight-CNC Frästeile hat. Damit wird das Bike zwar 1,2kg schwerer – aber eben auch 400,- EUR günstiger!

Und was ist nun der Sinn eines eBikes für Kinder?

Natürlich >braucht< ein Kind nicht unbedingt ein eBike. Aber: für ein Kinder-eBike sprechen exakt die gleichen Gründe, wie für ein eBike für Erwachsene: es egalisiert Leistungsunterschiede in der Gruppe und erweitert den Radius und die Höhenmeter. Gemeinsame Ausfahrten verlieren den Frustfaktor. Das Kind überanstrengt sich nicht (Knie, Kreislauf, etc.) beim Bergaufpedalieren, denn es kann den Grad der Unterstützung frei wählen. Und noch etwas: ein Kind hat keine Vorstellung von Distanzen und Höhenmetern. Es kann mit seiner Kraft nicht haushalten. Das eBike für Kinder gleicht das typische Pendeln zwischen «Vollgas« und «Trödelei« aus. Das verringert den Frust auf gemeinsamen Touren bei den Erwachsenen.

Aber der absolut stärkste Grund für ein solches eMTB für Kinder ist das gemeinsame Naturerlebnis! Ich kann mit meinen Sohn Erlebnisse und Eindrücke teilen, die ihm sonst verwehrt wären. Diese Freude in den Augen vom Filius zu sehen ist das beste und tollste an dem BEN-E-BIKE. Und meinem David scheint genau das auch zu gefallen. An Vatertag malte er mir ein Bild, auf dem er und ich auf unseren Fahrrädern zu sehen sind. Im Hintergrund Berge. Ich fragte, was das Bild darstellt. David meinte: „Meine Lieblingserinnerung“.

Etwas besonderes für besondere Momente

Eine Lieblingserinnerung ist etwas besonderes. Und genau das ist das BEN-E-BIKE. Ich denke nicht, dass ein eBike für Kinder ein Ersatz für ein konventionelles Kinderrad sein sollte. Davids normale Räder sind perfekt, um zum Bäcker, zum Kindergarten und zum Spielplatz zu flitzen. Auch mit seinen Kumpels ist David auf dem konventionellen Rad unterwegs. Ich kann und will mir ein solches Kinder eBike nicht als Statussymbol vor Schule oder Kindergarten vorstellen. Der Einsatzzweck des BEN-E-BIKE liegt daher ganz klar bei sportlichen Familien, die mit dem Nachwuchs längere Touren und mehr Höhenmeter machen wollen. So wie es Schokolade auch nicht immer zu essen gibt, gibt es das BEN-E-BIKE auch nicht immer zu fahren. Es ist das Bike für besondere Momente, gemeinsam mit den Eltern. Momente, die positiv in Erinnerung bleiben.

Ein maßvoller und verantwortungsvoller Umgang mit dem eBike für Kinder tut Not. Der Erbauer des BEN-E-BIKE, Robin Krichel, hat sein eBike für Kinder so sicher und so kindgerecht konstruiert, dass dies jederzeit möglich ist. Nun sind die Eltern in der Pflicht, das beste daraus zu machen.

Das BEN-E-BIKE hat uns überzeugt. Ich habe es meinem Sohn gekauft und inzwischen eine 20“ Luftfedergabel nachgerüstet, da er sich fahrtechnisch enorm schnell entwickelt hat. Wir rocken die Trails, gehen gemeinsam auf Bike-Urlaub und haben Spaß. Eine Menge hat sich getan, seit dem dass BEN-E-BIKE in unserem Haushalt steht. Eines ist jedoch geblieben: mein Sohn fährt sein eBike nicht ohne elterliche Begleitung.

Und noch etwas ist gleich geblieben: Mein Sohn ist der gleiche wilde Junge mit schier unzähmbarem Bewegungsdrang. Er geht weiterhin Skateborden, Radfahren (auf seinem herkömlichen Bike) mit Kumpels, zum Bouldern in die Kletterhalle, zum Trampolinspringen, zum Schwimmen und ins Taekwondo. Aber eben auch ab und an »auf große Tour« mit Papa. Das BEN-E-BIKE erweitert seinen Aktionsradius und seine Möglichkeiten. Nach einem dreiviertel Jahr mit dem BEN-E-BIKE kann ich sagen: wir möchten es absolut nicht mehr missen.

Das BEN-E-BIKE ist empfohlen ab Körpergrösse 115 cm bzw. Innenbeinlänge von  52 cm und sinnvoll nutzbar bis ca. 135 cm Körpergrösse. Der Preis startet bei 1.749,- EUR.

Mehr Informationen zum Rad direkt auf der Homepage von BEN-E-BIKE

eBike: BEN-E-BIKE Twenty E-Power
Fahrer: David, zu dem Zeitpunkt 5 1/2 Jahre alt
Location: Plumsjoch, Karwendel (Webseite der Plumsjoch-Hütte)
Fotograf: Wolfgang Kronwitter (www.windkinder.com)