Das Lector – eine legendäre Fahrmaschine

1993 gründeten Uwe Kalliwoda und Klaus Möhwald die Fahrradmarke GHOST. 1994 stellten sie mit dem Lector ihr erstes Mountainbike vor: ein edles Hardtail, das Maßstäbe ind Punkto Leichtigkeit und Hndling setzte. Der Name Lector entstand tatsächlich durch den Kinofilm „Das Schweigen der Lämmer“, in welchem Anthony Hopkins den „hungrigen“ Hannibal Lecter mimt. Woher das „o“ im Namen kommt, weiß niemand mehr so genau. Ein Schreibfehler? Aber egal: das erste Mountainbike der noch jungen Firma GHOST sollte genauso „hungrig und gierig“ nach Kilometern und Höhenmetern sein. Das Lector wurde ein legendäres Rad und Grundstein des Firmenerfolges.

GHOST Lector

Die Neuauflage des Lector kommt mit E-Motor

25 Jahre später besuche ich GHOST in Waldsassen und habe die Gelegenheit, die aktuelle Version des Lector zu fahren – als eMTB! Das GHOST HybRide Lector S6.7+ LC das leichteste eMTB seiner Klasse.Eine Menge hat sich geändert: ein Rahmen aus Carbon der GHOST-typisch „klare Kante“ zeigt. Der Antrieb von Shimano, der aktuelle Steps8000 lässt das GHOST HybRide Lector Carbon noch stärker in den Trail beißen. Dazu kommen Mixed-Laufräder in 29“ vorne und 27,5“ Plus hinten. Aber das Prinzip ist gleich geblieben: das Lector ist noch genauso hungrig und gierig. Es ist edel, aggressiv und radikal. Und es ist leicht: beim Top-Modell SX5.7 bringt das HybRide Lector Carbon gerade mal 16,6kg auf die Waage.

Gut – das ist etwas mehr als 1994. Aber: haben wir nicht alle ein wenig zugenommen, in den letzten 25 Jahren? Trotzdem – das Lector ist sich treu geblieben: jedes Detail dazu gemacht, Dich über die Trails zu pushen. Den Staub des Vordermanns zu fressen. Und ihn dann zu überholen. Racer und Marathon-Rennfahrer lieben das Lector in der unmotorisierten Variante. Es ist eines der radikalsten Bikes im Worldcup. In der motorisierte Variante als Pedelec steht das Lector mit dem Namenszusatz “HybRide” nicht weniger radikal vor mir. Hannibal Lecter ist nicht zahnlos geworden, in all den Jahren, so wie es aussieht. Die Gier ist da. Und die will ich jetzt Rund um die Firmenzentrale in der Oberpfalz nahe der tschechischen Grenze stillen.

Ab auf die Trails

Ich folge einem Mitarbeier von GHOST, der mit einem SLAMR X vor mir die Pace machen. Das Tempo ist hoch. Ich staune, wie agil und direkt das HybRide Lector Carbon zur Sache geht. Schade dass ich nicht meine eigenen Plattformpedale dabei hatte. So musste ich mit den Saint etwas zu „brave“ Pedale ans Bike schrauben. Trotzdem ist es verblüffend, mit welcher Verspieltheit ich mit nur 120mm Federweg der RockShox Pike RC Debon Air meinem Guide auf seinem 160mm Allmoutains hinterher ballern kann. Das Lector liegt dank Plus-Bereifung sehr lange sehr gutmütig und beherrschbar mit Tonnen an Traktion dank 2,8“ Maxxis Rekon 3C MaxxTerra Exo. Gut – während er sitzt, stehe ich. Aber da ist es wieder – das alte Mountainbike-Gefühl. Pur, direkt und unmittelbar. Federweg? Pah! Los Beine! Arbeitet! Ich muss grinsen und denke an mein altes Mongoose Hill-Topper. Mein erstes Mountainbike. Jesses! Wie die Zeit vergeht.

GHOST HybRide Lector

Die Geometrie

Während wir kurz einen Stop an der Dreifaltigkeitskirche einlegen, stelle ich fest: die Entwicklung hat nicht Halt gemacht. Das Cockpit ist kompakt und breit. Der Lenkwinkel mit 65,8° moderat flach. Die Überstandshöhe gering und die Kind Shock LEV Integra Teleskopsattelstütze auf schnellen technischen Passagen inzwischen das wichtigste Utensil an einem Mountainbike – auch an eine Hardtail. Das HybRide Lector Carbon liegt extrem gut und stabil auf der Vorderhand. Die Hinterhand ist verspielt und einlenkfreudig. Das liegt an den vergleichsweise kurzen Kettenstreben. Ein gravierend agileres und direkteres Fahrverhalten, als auf den Mountainbikes von damals. Mensch – wenn ich so ein Bike früher schon gehabt hätte. Da war ja “den Bordstein runter” schon ein Abenteuer.

„Der Einstieg zum Trail fällt etwas steil ab!“, ruft mein Guide, nachdem wir einen extrem steilen Uphill gemeistert haben. „Danach wird’s ein wenig wurzelig!“ Die Traktion reisst auch da mit dem Lector nicht ab. Ich bin zugegebenermaßen weder ein Fan von Hardtails, noch ein Fan von Plus-Bereifung. Aber ich muss verblüfft feststellen: beides zusammen macht unglaublich viel Sinn – und unglaublich viel Spaß.

GHOST Lector

Die Ausstattung des GHOST HybRide Lector

Die üblen Bremswellen auf dem anschließenden sehr verspielten Trail werden von dem Allmountain vor mir einfach „geschluckt“. Da kann die 120er RockShox Pike noch so toll ansprechen – das SLAMR X nimmt mir etliche Meter ab. Trotzdem anerkennendes Nicken, als ich wieder aufschließe. Ich merke, wie mich das Lector zu einer sauberen Linie „erzieht“. Es ist einfach und macht enorm Spaß, aktiver und runder mit diesem Bike zu fahren. Bergab liegt das GHOST sehr stabil und sicher dank langem Reach. Bergauf lasse ich es mir nicht nehmen, mit dem Lector das Fully zu jagen und von hinten „anzuschieben“. Diese Direktheit! Ich staune über die Traktion und Uphillfähikeit. Der Shimano Steps 8000 schiebt in gewohnter Manier sanft aber nachhaltig an. Mir gefällt der Motor im Hardtail sehr. Überhaupt: mir gefällt das Gesamtpackage aus Carbonrahmen, geringem Gewicht, Mixed-Laufradgrössen, 120er Pike, SRAM EX1, 165er Kurbeln und SRAM Guide Bremsen.

GHOST HybRide Lector

Mein Fazit

GHOST schlägt mit dem Bike einen richtig sportlichen Weg ein: das HybRide Lector Carbon will Geschwindigkeit. Es will aktiv gefaren werden, es ist gierig nach Trails, es ist hungrig nach Deinem Adrenalin. Und dann belohnt es Dich mit Endorphin. Die wortwörtlich schnelle Runde neigt sich nach 1,5 Stunden zu Ende. Ich bin ein eBike gefahren – aber angenehm ausgepowert. Und glücklich! Am Ortseingang Waldsassen rollen wir an einem Bauernhof mit Schafen vorbei. Und ich bemerke: die Lämmer schweigen immernoch…

GHOST HybRide Lector

Noch mehr Info?

Preise für das GHOST HybRide Lector starten bei 3.999,- EUR und gehen bis 7.499,- EUR. Weitere Informationen und technische Details zum GHOST HybRide Lector S6.7+ LC findest Du auf der Ghost-Webseite.