Normale Pedelecs, auch E-Bikes genannt, zählen rechtlich gesehen zu den Fahrrädern. Bis zu einer komfortablen Maximalgeschwindigkeit von 25 km/h unterstützt ihr 250-Watt-Motor die Muskelkraft des Fahrers. S-Pedelecs sind rasanter unterwegs. Die wesentlich schnelleren Pedelecs, die auch unter dem Namen E-Bike 45 angeboten werden, unterstützen die Tretleistung der Fahrer bis zur Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Damit zählen sie bereits zu den Leichtkrafträdern (Klasse L1e-B).
Das sind 20 km/h, die verkehrsrechtlich gesehen in der Praxis einen großer Unterschied machen: Wer mit dem S-Pedelec unterwegs ist muss immer mit Licht fahren und einen Helm tragen. Er braucht einen Führerschein der Klasse AM und ein gültiges Versicherungskennzeichen. S-Pedelec Fahrer müssen -anders als E-Biker- mindestens 16 Jahre alt sein. Radwege sind in Deutschland für S-Pedelecs tabu.
Wie und woran erkennt man S-Pedelecs?
Ein wichtiges erstes Erkennungsmerkmal von S-Pedelecs sind der Rückspiegel, die gelben Seitenrückstrahler an der Gabel und das Versicherungskennzeichen.
S-Pedelecs müssen vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) oder von TÜV oder Dekra geprüft und genehmigt werden und dürfen – anders als ein herkömmliches Fahrrad – nicht baulich verändert werden. Defekte Reifen oder sonstige Zubehörteile dürfen nur durch fürs Pedelec zugelassene Bauteile ergänzt werden.
Jedes S-Pedelec wird mit einem CoC-Papier verkauft, in dem ähnlich wie beim KFZ-Schein die genauen Abmessungen und Reifengrößen festgehalten sind. Logischerweise dürfen auch der Antrieb, die Bremsen und die Übersetzung nicht verändert werden. Zur Reparatur eines S-Pedelecs ist also anders als beim Fahrrad oder E-bike immer eine Fachwerkstatt der richtige Ansprechpartner. Ab 2016 neu zugelassene S-Pedelecs brauchen zwingend ein Bremslicht, während ältere Modelle noch ohne Bremslicht fahren dürfen.
Welchen Helm brauchen S-Pedelec Fahrer?
Die Straßenverkehrsordnung schreibt derzeit nur einen geeigneten Schutzhelm vor. Jeder Fahrer kann also selbst entscheiden, ob er einen Fahrradhelm oder einen Motorradhelm nutzen möchte. Trotzdem ist für aktive S-Pedelecfahrer der Fahrradhelm die bessere Wahl. Voraussichtlich wird bald eine neue Helmart für S-Pedelecs auf den Markt kommen, die besser schützt als ein Fahrradhelm, aber wesentlich leichter als ein Motorradhelm ist.
Darf ein S-Pedelec einen Kinderanhänger ziehen?
S-Pedelecs gelten als Kraftfahrzeuge und unterliegen anders als normale Pedelecs strengen Auflagen und Zulassungsbestimmungen. Ein S-Pedelec darf daher keinen Kinderanhänger ziehen und benötigt auch für einen Kinderfahrradsitz eine Zusatzgenehmigung. Als Familienfahrzeug ist es also aufgrund der gesetzlichen Auflagen weniger gut geeignet als ein herkömmliches Pedelec oder Lastenfahrrad.
Was muss ich als S-Pedelec Fahrer sonst noch beachten?
Auf der Heimfahrt vom Biergarten macht die Promillegrenze einen großer Unterschied: während mit dem Fahrrad oder E-Bike bis zu 1,6 Promille erlaubt sind, greift beim S-Pedelec die 0,5 Promille Grenze wie für Autofahrer. Routinierte Fahrradfahrer müssen bisher gewohnte Strecken mit dem S-Pedelec neu planen: für die Gegenrichtung freigegebene Einbahnstraßen, manche Feld- und Waldwege und Radwege sind für S-Pedelecs innerorts wie außerorts in Deutschland verboten.
Sicher ein Grund dafür, dass hierzulande wesentlich weniger S-Pedelecs als in der Schweiz, wo die Nutzung von Radwegen erlaubt ist, verkauft werden. Auch routinierte Fahrradfahrer sollten ihre erste S-Pedelec-Tour vorsichtig angehen. Die rasante Beschleunigung auf bis zu 45 km/h ist erst einmal gewöhnungsbedürftig und sollte nicht unterschätzt werden.
Neue Qualitäts-Standards durch hochwertige S-Pedelecs
S-Pedelecs revolutionieren derzeit die Fahrradbranche und setzen immer wieder neue Trends. Schnelle elektrische Fahrräder sind eine hervorragende Alternative für Pendler, die so auf kürzeren Strecken auf Auto oder öffentliche Verkehrsmittel verzichten könnten. Es wird sich in Zukunft zeigen, ob die Gesetzgebung in Deutschland mit einer Lockerung der Regelungen für S-Pedelecs reagieren wird.
Fazit: S-Pedelec, E-Bike oder Fahrrad?
Wie bei jeder Kaufentscheidung sollte man alle Pros und Contras sorgfältig abwägen. Ausschlaggebend ist dabei immer das persönliche Fahrverhalten und die hauptsächliche Nutzung des neuen Fahrrads. Wer häufig auf kurzen Strecken in der Innenstadt auf dem Radweg unterwegs ist, die Kinder zum Kindergarten bringt und das Fahrrad gemeinsam mit anderen nutzt, ist meist mit einem normalen Fahrrad oder Pedelec am unkompliziertesten unterwegs. Wer dagegen in kleineren Orten und auf wenig befahrenen Landstraßen fährt und möglichst schnell und bequem große Entfernungen und Steigungen zurücklegen muss, wird im S-Pedelec manche Vorteile erkennen.
Für jeden S-Pedelec-Einsteiger gilt es, sich an das neue Gefährt zu gewöhnen und die Geschwindigkeit immer der Verkehrssituation und dem eigenen Können anzupassen. Gerade ältere, weniger trainierte Nutzer sollten sich dabei am Anfang nicht überschätzen. Sie sind die hohen Geschwindigkeiten auf dem Fahrrad weniger gewohnt als sportliche Rennradfahrer. Wenn es nur um die leichtere Kraftübertragung geht, könnte für ältere Menschen das normale E-Bike Herausforderung genug sein. Für sportliche Berufspendler kann das S-Pedelec eine praktische und komfortable Alternative zur schweißtreibenden Rennradfahrt ins Büro sein.