Straßenlärm in Städten belastet die Gesundheit durch erhöhte Stresslevel. Wie schlimm sind die Folgen? Kann die E-Wende den Wandel bringen?

Im Großstadtdschungel sind es nicht die Affen, welche die Stille durch nervenaufreibende Geräusche brechen – Die Nutzung von Autos, Motorrollern und LKW stellt die größte Belastung dar. Laut Umweltbundesamt beschweren sich 76 Prozent der Deutschen über störenden Verkehrslärm. Pläne zur Reduzierung sind oft nur Lippenbekenntnisse. Was hilft wirklich gegen Straßenlärm?

Straßenlärm und seine Folgen

Autos sind laut, verpesten die Luft und stellen für Fahrradfahrer und Fußgänger ein enormes Unfallrisiko dar. Trotz der Belastung, die sich durch den Stadtverkehr bietet, steigt die Zahl der KFZ-Neuzulassungen in vielen Großstädten. Politische Maßnahmen sind bisher eher nur Verhalten – Allgemeine Fahrverbote scheinen noch immer ein Tabu zu sein. Dabei ist die Menge der Alternativen gegeben und könnte die Antwort auf den Lärm-Terror bedeuten.

So schädlich ist Straßenlärm

Die Folgen des Lärms stellen wir oft erst dann fest, wenn wir uns plötzlich in einer sehr ruhigen Umgebung aufhalten: Dieses temporäre Piepen auf den Ohren ist kein frühes Zeichen von Tinnitus, sondern ein Grundgeräuschpegel, den unser Gehirn erzeugt, um uns in einem lauten Umfeld vorzugaukeln etwas Ruhe vorzugaukeln. In einer ruhigen Umgebung passt sich dieser Pegel erst langsam an und wir vernehmen ein so genanntes Whitenoise, welches mit etwas Zeit in echter Ruhe nachlässt.

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Laut Untersuchungen sind ab einem dauerhaften Geräuschpegel von 55 Db(A), das entspricht der Lautstärke an einem regnerischen Tag oder Zimmerlautstärke, gesundheitliche Folgen zu erwarten. Der Körper reagiert in Zeiten, in denen er eigentlich Ruhen muss mit Stresshormonen, die uns auf Dauer der Lebensjahre berauben.

Physische und psychische Gesundheit, sowie das soziale Wohlbefinden leiden unter dem Stress durch dauerhafte erhöhte Lärmpegel. Zu den Folgen gehört eine Beeinträchtigung der Kommunikation, Schlafstörungen, Kreislauferkrankungen, Konsequenzen für Stoffwechsel und Immunsystem, sowie eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit. Das soziale Verhalten wird aggressiver und Betroffene fühlen sich häufig hilflos ausgeliefert.

Was hilft gegen den Lärm-Terror?

Bereits 2002 erkannte die EU, dass Handlungsbedarf besteht. Mit der Verabschiedung der EU-Umgebungslärmrichtlinie sollte der Grundstein gelegt werden, um Stadt- und Verkehrslärm so zu senken, dass keine gesundheitliche Beeinträchtigung mehr besteht. Ergriffene Maßnahmen packen das lärmende Übel nicht an der Wurzel, sondern versuchen den bestehenden Lärm durch ruhigere Reifen und bessere Straßenbeläge unter eine schädliche Grenze zu senken. Doch was bringt die akustische Abschirmung lauter Verbrennungsmotoren, wenn eine bessere Lösung schon längst vorhanden ist?

Die E-Wende nicht künstlich aufhalten

E-Bikes, Pedelec, E-Scooter und andere elektrisch betriebene Fahrzeuge sind schon heute verfügbar und können mit einer Unterstützung durch eine passende Infrastruktur und Fahrverboten oder Einschränkungen in Innenstadtgebieten den Verkehrslärm enorm reduzieren.

Weitere Vorteile der elektrischen Gefährte liegen in der Platzersparnis: Wer vom Auto auf E-Bike umsteigt, benötigt weniger Stellflächen und weniger Platz auf der Straße. Laut einer Focus-Umfrage geben 62 Prozent der E-Bike Käufer und Interessenten an, die Nutzung des Autos einschränken zu wollen. Das Bedürfnis nach leiseren Innenstädten und sauberer Luft ist also bereits vorhanden. Was fehlt, sind die Rahmenbedingungen, um dieses auszubauen und in die alltägliche Praxis übergehen zu lassen.

Aller Übel Ende

Es scheint absurd, E-Scooter und E-Bikes aufgrund eventueller Gefährdungsmaßnehmen in der Nutzung einzuschränken, wenn laute, luftverschmutzende PKW allein im Jahr 2018 3.275 Menschen das Leben kosteten. Um schleichende politische Maßnahmen zu beschleunigen, kommt es darauf an, dass jeder Einzelne Druck auf die Politik auswirkt, sich an Demos für eine Fahrrad-freundliche Infrastruktur beteiligt und auf leistungsfähige elektronische Alternativen umsteigt.

Eine Subventionierung von E-Bikes könnte mit zusätzlichen Abgaben für die Nutzer von Kraftfahrzeugen in Innenstadtgebieten refinanziert werden. Fahrverbote sind vielleicht überhaupt nicht notwendig, wenn lediglich die Alternativen attraktiver gestaltet werden und die Nutzung von Autos in bewohnten Gebieten den Anwohnern selbst vorbehalten bliebe oder mit dem Kauf von Plaketten für entsprechend bewohnte Gebiete verbunden wird.