Eine Sensation für die Freunde sehr schneller Pedelecs kündigt sich an. BOSCH hat einen Motor mit 2.400 Watt entwickelt, der ausschließlich für Sportveranstaltungen und Wettkämpfe in geschlossenem, privaten Bereich gedacht ist.

BOSCH positionierte sich in der Vergangenheit klar als Befürworter der 25 km/h Grenze bei Pedelecs – hat aber erkannt, dass damit wichtige Käuferschichten wegbrechen. Und zwar die der Großgrundbesitzer und Wald-Eigentümer. „Diese Gruppe ist deutlich größer, als unsere Marktforscher eingeschätzt haben. Da haben wir wohl einen Fehler gemacht.“, gibt Claus Fleischer, der CEO von BOSCH eBike System zähneknirschend zu. Im offenen Dialog mit vermeintlichen „E-Bike Tunern“ habe man festgestellt, dass es sich bei ihnen ausnahmslos um gesetzestreue Menschen handelt, die einfach nur unfassbar viel Grund und Boden besitzen. „Diese wertvollen Käuferschichten wollen wir nun wieder zurückgewinnen.“

NEUER SPORTLICHER ANTRIEB FÜR DEN WETTBEWERB

BOSCH ergänzt daher mit dem noch geheimen Projekt “Sport Line” die Modelle “Active Line” und “Performance Line“ um ein reines Wettbewerbsmodell für den abgesperrten, privaten Bereich. Jens-Ulrich Müller, der CTO von BOSCH (Chief Tuning Officer) gibt uns exklusiv erste Details bekannt.

Das Herzstück des Antriebs leistet 2.400 Watt
BOSCH Sport Line: Der Motor leistet 2.400 Watt

Im “Sport Line” genannten brandneuen Modell ist ein bärenstarker Anrieb mit 2.400Watt verbaut. Er besitzt zwar nur noch zwei Fahrstufen – EcoModus und SpeedModus – diese können aber durch eine Menge frei wählbarer Parameter den Anforderungen angepasst werden. Spannend ist die freie Wahl der Wärmeentwicklung von 30°C bis 90°C – wobei die höchste Leistung natürlich bei höchster Temperatur abgegeben wird. Bosch geht damit einen ganz eigenen Weg und interpretiert die bestehenden,  europäischen Regularien für Pedelec-Motore neu, welche den Motor bekanntlich nicht in der Spitzenleistung beschränken, sondern nur in seiner Wärmeemission. Sehr smart!

VIELE NEUE FEATURES

BOSCH führt bei diesem Modell auch den sogenannten „Spin-Dry-Mode“ (zu deutsch: Schleudergang) ein. Damit können selbst Ostfriesen auf glatter Asphaltpiste das Gefühl bekommen, einen steilen Wurzeltrail bergab zu rasen. Die Spin-Transition ist frei wählbahr von 600 bis 1.500 rpm. Weitere Features sind i-DOS und VarioPerfect, welche das Handling im täglichen Einsatz noch bequemer machen sollen. Die Frage, ob man entweder extraschnell, oder extrasparsam sein will, stellt sich damit nicht mehr. BOSCH verspricht mit diesen Features immer die volle Leistung und ein sehr sauberes Ansprechen. Und noch ein seit einigen Wochen kursierendes Gerücht wird bestätigt: AllergiePLUS kommt! Damit denkt BOSCH an alle Geländefahrer, die ihr Hobby aufgrund von starker Pollen- und Staubbelastung auf den Trails nur schwer bis garnicht ausüben können. „AllergiePLUFF ifft ein fehr grofer Forpschripp“ meint dazu ein schniefender Testfahrer, “HaaaaTSCHI!” Der neue AllergiePLUS Standard löst das alte 27,5PLUS Format vollständig und ersatzlos ab.

ERSTE PROBEFAHRT

Ich hatte Gelegenheit, in die Entwicklungswaschküche bei BOSCH zu blicken und diesen ersten Prototyp zu testen. Was als Erstes auffällt: das Design des Sport Line ist sehr reduziert, kubistisch und provokant: die “Sport Line” Modelle sind schlicht Weiß gehalten und sehen sich als futuristisches Aushängeschild der Marke. Sie treffen bestimmt nicht gewohnte Sehgewohnheiten. „ Ähm…DAS soll ein eBike sein?”, platzt es ungläubig aus mir heraus. Betretenes Schweigen bei den anwesenden Ingenieuren und einer Ingenieurin. Sie mustern mich fragend, wie ich da in kunterbunter Mountainbike-Klamotte und Full-Face-Helm vor ihrem schneeweißen Wunderwerk stehe. Ich merke schon: lieber nicht nachfragen. Sondern einfach mal auf diesem Modell Platz nehmen.

Bosch Sport Line: Das MAXX Comfort Display ist mit nur 8 Schrauben und 10 Plastik-Klipsen einfach demontierbar und passt leicht in jeden Umzugskarton. Damit wird das MAXX Comfort seinem Namen voll gerecht!

EIN ECHT BRUTALES DING!

Gesagt – getan! Mein erster Eindruck, nach einem kurzen Proberitt: das Ding ist brutal! Brutal schwer, brutal schnell, brutal „edgy“! Deshalb war nach Wahl des sparsamen Ecospeed Modus schon nach 45 Minuten der wilde Ritt jäh zu Ende. Das ist einfach zu kurz – selbst wenn ich als Fazit sagen muss: sauber! Die Maschine liegt sehr satt auf dem Trail. Das Einlenken gestaltet sich etwas schwerfällig, was wohl an dem Verzicht auf Laufräder liegt. Drops und hohe Sprünge werden ohne Klagen gemeistert. Und diese Geschwindigkeit! Der Sport Line dreht enorm hoch – es fällt mir schwer, ein Tempo zu bestimmen. Auch, weil das Display an der Front der Maschine angebracht ist und während der Fahrt nicht abgelesen werden kann. Die Sitzposition auf der breiten, in schlichtem Weiß gehaltenen, überdimensionierten Fläche ist sehr bequem. Ungewöhnlich ist die hohe Zuladung an Gepäck in einem eigens dafür geschaffenen, rotierenden Abteil. Bis zu 9kg sollen da hineinpassen.

STRASSENZULASSUNG NICHT GEPLANT

Es fällt mir schwer, den BOSCH Sport Line einzuordnen. Auf der einen Seite ein echt extremes Gerät. Ich bin bisher mit nichts vergleichbarem gefahren. Das kann ich mit Bestimmtheit sagen. Garantiert gibt es für so ein extremes Produkt auch einige technikbegeisterte Männer als Interessenten. Auf der anderen Seite ist das Ding so Multifunktional und einfach zu bedienen, dass ich mir selbst eine brave Hausfrau damit vorstellen kann. Schade nur, dass der “Sport Line” keine Strassenzulassung bekommen wird. Er darf nur auf gesperrtem Privatgebiet, wie zum Beispiel Badezimmer und Waschküchen verwendet werden. Der Verkaufsstart ist noch dieses Jahr geplant. Distributionspartner des BOSCH Sport Line soll der Verband “Haus & Grund” werden, der als Berechtigungsnachweis einen simplen Grundbuchauszug vom Käufer anfordert.

BOSCH macht ernst: der Sport Line kommt in den Handel. Er richtet sich an Großgrundbesitzer und Waldeigentümer. Und alle anderen, die gerne “Dreck am Stecken” haben.

Nach meiner wilden Probefahrt sitze ich noch eine ganze Weile sprachlos und perplex und mit völlig verdreckten Klamotten auf dem Prototyp. „Dagegen haben wir übrigens auch etwas entwickelt: das Anti-Flecken-Programm“, meint eine junge Ingenieurin augenzwinkernd. Ich merke: BOSCH hat bei der Entwicklung des Sport Line die bekannten Denkmuster aus dem eMTB Bereich radikal verlassen. „Wie? Trails ballern ohne schmutzig zu werden?“ Ich realisere, dass der BOSCH Sport Line das Zeug dazu hat, Partnerschaften zu retten. Ich ziehe Handschuhe und Full-Face aus und reiche sie ihr. Sie lächelt mich an. “Was für ein Ritt! Wie schnell ist das Ding im Topspeed?”, will ich wissen. “Schnell genug!”, meint die Ingenieurin vielsagend. Ihre Antwort verwirrt mich ein wenig.

220 VOLT-SYSTEM, UNFASSBARE REICHWEITE

Ich schicke mich trotzdem an, meine vorbereiteten Fragen abzuarbeiten. Schließlich bin ich ein ernsthafter Journalist. “Wie groß ist die Reichweite?”, will ich von der attraktiven Ingenieurin wissen. “Unendlich!”, meint meine charmante Gesprächspartnerin. Ich stutze. “Das kommt ganz auf die verwendete Kabeltrommel drauf an.”, fügt sie hinzu. Sie weist mich darauf hin, dass der Sport Line immerhin mit einem neuartigen 220V System an den Start geht. „WOW! Da ist ja enorm! Wo sehen Sie den typischen Einsatzbereich für den Sport Line?“, will ich abschließend noch von ihr erfahren. „Ganz einfach: in jedem privaten Haushalt.“, meint sie vielsagend, während sie mir hilft, abzusteigen. “Übrigens: ich habe auch schon einen Sport Line zuhause…” fügt sie hinzu. “Wollen Sie einen weiteren Proberitt bei mir?“ Sie zwinkert…

Spontan sage ich zu. Denn ich kann zu E-Bikes einfach nicht nein sagen. Ein weiterer Testbericht wird nun klären, wie sich der BOSCH Sport Line auf meinen @Home-Trails in Vergleich zu meinem BOSCH Performance Line CX schlägt. Und wie schnell die Vmax nun wirklich ist…